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Katholisch sein in Istanbul - Philip und Diana erzählen

vor 20 Stunden in Kommentar, keine Lesermeinung
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Noch bis ins 20. Jahrhundert war mindestens jeder Dritte in der Türkei Christ. Inzwischen bilden Christen nur noch eine kleine Minderheit. Wie ist es heute? Von Kathpress-Korrespondentin Sabine Kleyboldt


Istanbul (kath.net/KAP) "Sitzt es richtig?" Vorsichtig zupft Philip das Tuch auf Dianas langen dunklen Haaren zurecht. Gleich wollen die beiden die Blaue Moschee in Istanbul betreten, und dazu müssen Frauen nach den Vorschriften des muslimischen Bethauses ihr Haar bedecken. Und gleich kommt auch Papst Leo XIV. in die Moschee.

Für dessen Besuch in Istanbul haben sich die beiden Studenten, die sich auch vom Sonntagsgottesdienst in der katholischen Heilig-Geist-Kathedrale kennen, als Freiwillige gemeldet. Sie unterstützen die rund 80 Journalisten, die den Papst bei seiner knapp viertägigen Reise in die Türkei begleiten. Was es heißt, seinen katholischen Glauben in einem fast komplett islamischen Umfeld zu praktizieren, wissen sie genau - mit allen Höhen und Tiefen.

Arbeitsmigranten und Studenten

Diana (24) stammt aus einer der vielen Familien von Arbeitsmigranten in der Türkei: Als 13-Jährige zog sie mit ihren Eltern und den drei Schwestern von Peru nach Istanbul, wo ihr Vater einen besseren Job gefunden hatte. Philip (22) kam erst vor zwei Jahren allein aus dem Südsudan in die Stadt am Bosporus, weil das Studium hier vergleichsweise günstig sei. "Und Bildung ist doch so wichtig", betont der hochaufgeschossene junge Mann.


"Am Anfang war es ganz schön schwierig wegen der kulturellen und sprachlichen Differenzen, inzwischen klappt es gut mit meinem Türkisch." Viel komplizierter sei es, nicht versehentlich andere zu brüskieren. "Man muss sehr gut aufpassen, was man sagt, es geht hier immer um Respekt - wie auch immer man ihn definiert! Man sollte lieber zuerst still sein und gut zuhören, bevor man selbst spricht, sonst kann es zu ungeahnten Missverständnissen kommen."

Obwohl Diana praktisch in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft aufgewachsen ist, fühlt sie sich vor allem in der Kathedral- und Hochschulgemeinde zu Hause. "Wir teilen hier nun mal dieselben Werte und Erfahrungen. Die Leute interessieren sich füreinander, man betet gegenseitig für Prüfungen."

Von Respekt bis Ignoranz

Natürlich hat sie auch viele Freunde, die keine Christen sind. Die jungen Leute in der Türkei seien heute nicht mehr so religiös wie frühere Generationen. "Sie sind offener und neugierig, etwas über die Kirche zu erfahren. Aber es gibt auch sehr religiöse junge Muslime, die sind nicht so offen, aber doch meistens respektvoll", erzählt Diana, die wie Philip Ingenieurwissenschaften studiert. Doch hin und wieder begegnet ihr auch Ignoranz: "Was, für dich ist Mohammed nicht der Prophet?", werde sie schon mal gefragt.

Dass Papst Leo die Türkei besucht, macht beide stolz und glücklich. Seine Aufforderung an die Christen, sie sollten auch ein gutes Miteinander mit anderen Religionen pflegen, kommt bei ihnen gut an.

Doch Philip macht mit seinen vielen muslimischen Freunden unterschiedliche Erfahrungen. "Selbst meine Freunde versuchen jeden Tag, mich zum Islam zu bekehren. Jeden Tag sagen sie, 'komm, werde Muslim'! Manchmal sagen sie es im Spaß, aber sie meinen es ernst. Das nervt." Vor allem: "Sie sagen nicht, warum der Islam so schön sein soll, sondern wie schlecht der christliche Glaube ist."

"Die Bibel wurde verfälscht"

Seine muslimischen Freunde bezweifelten nicht, dass die Bibel das Wort Gottes ist. "Aber sie sagen, dass die Bibel verfälscht wurde." Ein islamischer Geistlicher habe ihm einen Koran geschenkt. "Ich musste versprechen, ihn zu lesen, denn er hat mich jeden Tag damit gelöchert."

Trotz solcher Erfahrungen: Diana wie auch Philip leben gerne in der Türkei und lieben Land und Leute. Als Schwarzer erlebt Philip hier gelegentlich Vorurteile, die sich aber wohl kaum von denen in anderen Ländern unterscheiden. "Manchmal machen die Leute Jokes über meine Herkunft, aber es ist okay unter Freunden. Schlimmer ist es, wenn die Leute Angst haben, dich anzusprechen und Fragen zu stellen." Wenn er in zwei Jahren mit dem Studium fertig ist, würde er gerne in der Türkei bleiben. "Denn in den Südsudan zurückzukehren, ist im Moment ziemlich unsicher", meint er besorgt. "Aber Gott weiß, was bis dahin passiert."

Copyright 2025 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten
Foto: Papst Leo besuchte die Blaue Moschee in Istanbul (c) Vatican Media


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