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| ![]() Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommtvor 4 Stunden in Kommentar, 8 Lesermeinungen „Christus hat nicht gesagt: ‚Ich bin das Gefühl.‘ Und auch nicht: ‚Ich bin die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit.‘ Er hat gesagt: ‚Ich bin die Wahrheit‘.“ Gastbeitrag von Diakon Ulrich Franzke Essen (kath.net) Die Wahrheit hat ihren Glanz nicht verloren. Verloren haben wir den Mut, sie auszusprechen. Heute ist der Begriff „Wahrheit" so entkernt, dass er kaum noch bezeichnet, was er einmal meinte. Nicht nur im öffentlichen Leben, sondern auch in der Kirche. Die Frage nach der Wahrheit, die Frage nach Jesus Christus, der von sich sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben", wird vielerorts nicht mehr gestellt. Und gerade darum müsste die Wahrheit, die er selbst ist, umso deutlicher ausgesprochen werden. Stattdessen treten Stimmung, Struktur und Anschlussfähigkeit an ihre Stelle. Seit einigen Jahren arbeite ich kritisch an den geistigen und kulturellen Strömungen unserer Zeit. Wahrheitsfragen sind dabei nur ein Teilgebiet. In meiner Filmreihe „Schöne neue Welt?" beleuchten inzwischen drei Filme unterschiedliche Facetten des gegenwärtigen Wandels: technologische, gesellschaftliche und geistige Bruchlinien. „Wahrheitsersatzstoffe – schöne neue Welt?" ist der zweite Teil dieser Reihe. Alle Filme und ihre vollständigen Texte sind auf euxistopie.de verfügbar. Der jüngste Teil schließlich stellt die Frage nach Gott selbst und führt damit die Grundlinie der Reihe noch tiefer. Doch bereits während der Arbeit am zweiten Teil wurde mir immer deutlicher: Die Krise der Wahrheit betrifft die Kirche selbst – und zwar stärker, als wir wahrhaben wollen. Ein Beispiel ist die Praxis, in Teilen des Bistums Essen Taufen durch Laien spenden zu lassen. Nicht aus Not, nicht weil keine Priester oder Diakone da wären, sondern als strukturelle Entscheidung. Das Sakrament wird in ein Aufgabenpaket verwandelt, das sich nach Rollen verteilt, nicht nach der ordentlichen, kraft Weihe übertragenen Vollmacht des Klerus. Sicher, organisatorisch mag das funktionieren. Geistlich jedoch verliert die Kirche damit etwas Wesentliches: die Erkenntnis, dass Sakramente nicht verwaltet, sondern empfangen und gespendet werden – in der Vollmacht, die Christus seiner Kirche gegeben und den geweihten Amtsträgern anvertraut hat; Laien sind nur im echten Notfall zur Taufe befugt, wie es der Codex des Kirchenrechts in CIC 861 §2 ausdrücklich vorsieht, nicht aber als reguläre Spender. Ähnliche Verschiebungen erlebe ich in der Predigt. Als ich über Himmel, Hölle und Gericht sprach – über die letzten Dinge, von denen Jesus selbst am häufigsten redet –, wurde ich von einer leitenden Person aus dem Generalvikariat ermahnt, das sei „den Menschen heute nicht mehr zuzumuten, die wollen nach einer harten Woche am Sonntag doch etwas Erbauliches hören". Eine andere Predigt über die Beichte brachte mir denselben Hinweis ein: „Damit erreicht man niemanden mehr." Doch gerade diese Themen gehören zum innersten Kern der Verkündigung. Und: Beide Predigten lösten viele Gespräche aus – ernste, dankbare, nachfragende. Natürlich gab es auch vereinzelten Widerspruch. Aber der größte Teil war positiv. Die Menschen hören sehr genau, ob die Kirche noch glaubt, was sie sagt – oder nur noch sagt, was niemandem weh tut. Und aus meinen inzwischen rund 150 Taufgesprächen seit meiner Weihe vor zehn Jahren weiß ich: Spätestens in jedem vierten Gespräch fällt der Satz, die Kirche drehe sich "nur noch um sich selbst" – in Varianten sogar noch öfter. Diese Wahrnehmung kommt nicht von außen, sondern direkt aus der Mitte der Gläubigen. Und sie zeigt etwas, das wir sehr ernst nehmen müssen: Viele verlieren nicht den Glauben an Jesus Christus – Gott sei Dank nicht –, aber sie verlieren zunehmend den Glauben an die Kirche. Vertrauen schwindet, nicht weil Christus kleiner geworden wäre, sondern weil die Kirche nicht mehr klar sagt, wofür sie steht und wofür sie da ist. Auch die äußeren Zeichen verändern sich. In zahlreichen Pfarreien werden funktionale Kirchenbänke mit Kniebank zunehmend durch Stuhlreihen ohne jede Möglichkeit zum Niederknien ersetzt – ein Trend, den man mittlerweile in mehreren deutschsprachigen Diözesen beobachten kann. Ob das Knien verlernt wird oder inzwischen verweigert werden soll, bleibt unausgesprochen im Raum. Doch wer nicht mehr vor Gott niederkniet, verliert oft auch das Gespür für seine Größe. Dabei heißt es unmißverständlich: „ut in nomine Jesu omne genu flectatur" – „damit sich im Namen Jesu jedes Knie beuge" (Phil 2,10). Und wer die Größe Gottes aus dem Bewusstsein verliert, verliert die Ernsthaftigkeit des Glaubens. Eine Kirche, die das Knien verlernt, verlernt auch die Haltung, aus der jede wahre Theologie entsteht. Denn Theologie beginnt auf den Knien: im Schweigen, im Gehorsam, im Blick auf den, vor dem sich jedes Knie beugen soll. Wo diese Haltung fehlt, wird Glaube schnell zu Anthropologie, und Kirche wird zur Organisation. Lex orandi, lex credendi. Gleichzeitig wehen Regenbogenfahnen vor Kirchen. Sie sollen Offenheit zeigen, doch sie öffnen vor allem eine Tür: jene zu einer Orientierung an gesellschaftlichen Identitätsprogrammen, die mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar sind. Eine Kirche, die ihre Symbole austauscht, tauscht irgendwann auch ihre Botschaft aus. Das Muster ist immer dasselbe: Nicht offene Feindschaft zerstört die Kirche, sondern die schleichende Preisgabe ihres eigenen Maßstabes. Nicht bewusste Böswilligkeit, sondern der Irrtum, das Evangelium ließe sich in organisatorische Abläufe und gefällige Sprachformen überführen. Und nicht Druck von außen, sondern die langsame, aber stetige Verschiebung der inneren Orientierung – weg von Christus, hin zu Strukturen, Erwartungen und Rollenbildern – frisst die Kirche von innen auf. An vielen Stellen des kirchlichen Lebens ist nicht mehr Gott der Bezugspunkt, sondern das System. Rollen, Zuständigkeiten, Gremien – alles wichtig, aber nichts davon rettet eine Seele. Wer sich dem Zeitgeist anbiedert, mag Applaus gewinnen, verliert aber die Seelen an einen Ort, an den niemand geraten möchte. Eine Kirche, die mehr Energie in Strukturprozesse investiert als in die Verkündigung, verliert nicht ihre Organisation, sondern ihren Glauben – und verfehlt ihren Auftrag, Seelen zu retten. Und ein Kleriker, der die Möglichkeit des eigenen Verlorengehens nicht mehr ernst nimmt, verliert den Ernst der Verkündigung; wer das Gericht nicht mehr fürchtet, wird auch niemanden mehr zur Umkehr rufen. Die Eschatologie – Himmel, Hölle, Fegefeuer, Gericht – war nie Randthema. Sie war der Horizont des Evangeliums. Heute schweigt man darüber, und zwar mit System. Man fürchtet, Menschen könnten sich abgestoßen fühlen. Doch Menschen wenden sich nicht ab, weil die Kirche zu klar wäre. Sie wenden sich ab, weil Kirche ihnen nicht das sagt, was nur die Kirche sagen kann. Unsere Kirchen leeren sich nicht wegen der Wahrheit. Sie leeren sich wegen der Stille. Christus hat nicht gesagt: „Ich bin das Gefühl." Und auch nicht: „Ich bin die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit." Er hat gesagt: „Ich bin die Wahrheit." Und derselbe Christus sagt an anderer Stelle unmissverständlich: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert" (vgl. Mt 10,34). Dieses Schwert trennt – Menschen ebenso wie Wahrheit von Unwahrheit. Und Wahrheit hat nur dann Kraft, wenn sie ausgesprochen wird – vollständig, ehrlich, ohne Angst. Auf euxistopie.de finden Sie den vollständigen Text zu meinem Film „Wahrheitsersatzstoffe – schöne neue Welt?" – Teil einer "Schöne neue Welt"-Reihe, die sich kritisch mit dem Geist unserer Zeit auseinandersetzt. Vielleicht kann dieser Blick von außen helfen, das wiederzufinden, was die Kirche im Innersten ausmacht: den Mut zur Wahrheit – den Mut zu Jesus Christus. Jesus Christus, der nicht nur die Wahrheit sagt, sondern die Wahrheit ist.
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