Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Unterwerfung
  2. Massive Katholiken-Welle - Trump wird neuer und alter US-Präsident
  3. God bless the USA!
  4. Entwöhnung von der Eucharistie
  5. Initiative Neuer Anfang: „Der Synodale Weg beruht auf einer Erpressung“
  6. Ziele des deutschen Synodalen Weges und der Weltbischofssynode gehen nicht Hand in Hand!
  7. Da war doch was…
  8. Das Erzbistum München wird noch 'queerer'
  9. Wirr, wirrer, die Grünen!
  10. US-Hexen beklagen sich, dass ihre Zaubersprüche gegen Trump nicht funktionieren
  11. Die Petrusbruderschaft wächst weiter und ist überraschend jung: Durchschnittsalter 39 Jahre
  12. US-Erzbistum Cincinnati beendet Zusammenarbeit mit Pfadfinderinnen wegen Sexual- und Genderideologie
  13. Priester in Nigeria bot sich als Geisel im Tausch gegen Schüler an
  14. Ostkirchen-Expertin kritisiert vatikanische Ukraine-Diplomatie
  15. Journalistin Julia Ruhs: „Eine Person bezeichnete mich vor versammelter Menge als ‚rechtsextrem‘“

Myanmar: „Ich befürchte ein Blutbad“

27. Februar 2021 in Weltkirche, 5 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Expertin berichtet über Hintergründe des Militärputschs


Wien-München (kath.net/KIN)

In Myanmar steht der Demokratieprozess auf Messers Schneide. In der Nacht zum 1. Februar hat sich das Militär im früheren Birma zurück an die Macht geputscht. Laut Militär sollen Vorwürfe des Wahlbetrugs bei der Parlamentswahl im November Grund für den Staatstreich gewesen sein. Die Friedensnobelpreisträgerin und bisherige Regierungschefin Aung San Suu Kyi hatte mit ihrer Partei NLD (Nationale Liga für Demokratie) die Wahl mit absoluter Mehrheit gewonnen. San Suu Kyi und weitere führende Politiker wurden inhaftiert.

Die Streitkräfte haben einen einjährigen Ausnahmezustand über das südostasiatische Land verhängt. Anders als in der Vergangenheit wehrt sich das Volk gegen den Putsch. Viele Bürger Myanmars gehen auf die Straße; es wurde ein Generalstreik angekündigt.

Volker Niggewöhner vom weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ sprach mit Angela Jacobi über Auslöser, Folgen und mögliche Hintermänner des Putschs. Angela Jacobi leitet zusammen mit ihrem Mann die „Dr. Michael & Angela Jacobi-Stiftung“, die zahlreiche Projekte in Myanmar fördert. Mit dem führenden Vertreter der christlichen Minderheit in Myanmar, Erzbischof Charles Maung Kardinal Bo, ist sie freundschaftlich verbunden.

Volker Niggewöhner: Frau Jacobi, was wissen Sie über die derzeitige Lage in Myanmar?

Angela Jacobi: Es sind wirklich nicht nur Zehntausende, es sind Hunderttausende von Menschen auf der Straße. Es ist das erste Mal, dass sich ganze Berufsgruppen wie Ärzte, Angestellte der Bahn oder des Flughafens diesem Protest angeschlossen haben – sogar Polizisten. Das ist für die Generäle gefährlich. Denn wenn die Polizei sich gegen die Armee wendet, dann könnte der Putsch unter Umständen kippen. Aber was sollen Menschen gegen Panzer ausrichten? Und die Panzer fahren jetzt überall auf.


Haben Sie auch jetzt noch Kontakt nach Myanmar? Es hieß ja, dass die Internetverbindungen unterbrochen sind.

Erstaunlicherweise habe ich immer noch Kontakt mit zwei Ordensmännern. Die Lage wäre „sehr, sehr ernst“, schrieben sie. Die letzte Nachricht erreichte mich aus dem Norden des Landes, wo es viele Flüchtlingslager und immer wieder Unruhen gibt. Darin hieß es: „Jetzt schießt die Armee auf unbewaffnete Menschen.“

Offizieller Anlass des Staatstreichs ist der vorgeworfene Wahlbetrug. Was ist dran an diesem Vorwurf?

Das ist aus meiner Sicht ein vorgeschobener Grund. Und das schreibt auch Kardinal Bo in seiner Botschaft vom 3. Februar an die Konfliktparteien und die Weltöffentlichkeit. Es waren internationale Beobachter im Land, und man hätte dieses Problem sofort und umgehend besprechen können. Die Wahl war am 8. November, und auf einmal am 1. Februar anzukommen und Wahlfälschung zu behaupten – das ist so durchsichtig, da braucht man gar nichts mehr darüber zu sagen.

Was könnte denn der wahre Grund für den Putsch gewesen sein?
Ich denke, Aung San Suu Kyi und ihre Partei waren dem Militär immer schon ein Dorn im Auge, denn sie haben jetzt zum zweiten Mal einen Erdrutschsieg errungen über die Militärs. Trotzdem erleben wir zum zweiten Mal die Farce, dass sich drei Viertel der Plätze im Parlament aus Militärs zusammensetzten, obwohl Aung San Suu Kyi über 80 Prozent der Stimmen gewonnen hat.

Das Problem ist, dass die ganzen Rohstoff-Minen und vor allem die drei größten Industriekonglomerate des Landes sich in den Händen der Militärs befinden. Und die sehen wegen des erneuten klaren Wahlsiegs von Aung San Suu Kyi, dass ihnen die Felle davonschwimmen.

Wie würden Sie den Demokratisierungsprozess in den vergangenen Jahren beurteilen?

Der Regierungspartei NLD war von Anfang an stark die Hände gebunden. Wenn von vier Sitzen drei das Militär besetzt, kann man auch bei noch so gutem Willen wenig bewegen. Und trotzdem war für die Menschen am allerwichtigsten, dass sie Hoffnung in die Demokratie hatten. Aus dieser Hoffnung heraus konnte sich viel Gutes entwickeln. Es gibt sehr viele positive Ansätze, zum Beispiel was Bildung betrifft. Das alles ist jetzt wieder infrage gestellt.

Welche Rolle spielt eigentlich der Nationalismus in Myanmar?
Der Nationalismus spielt leider eine große Rolle. Das sehe ich allein schon an der Tatsache, dass ultranationalistische Mönche bei dem Putsch eine größere Rolle gespielt haben, als ich mir das hätte vorstellen können. Ich habe schon während der Rohingya-Krise beobachtet, dass der große Wunsch und das Bestreben da ist, einen rein buddhistischen Staat aus Myanmar zu machen.

Kann dieser Putsch Folgen haben für die Christen und andere religiöse Minderheiten?

Das befürchte ich. Wir haben gesehen, wie schnell es gehen konnte, die Muslime zu vertreiben, fast in Gänze. Ich habe große Sorgen, dass eine enorme Christenverfolgung einsetzen könnte.

Gerade die katholische Kirche hatte in den Amtsantritt von Aung San Suu Kyi viele Hoffnungen gesetzt. Ist jetzt zu befürchten, dass die Christen vom Militär als „Kollaborateure“ gesehen werden?

Das ist durchaus möglich. Aung San Suu Kyi ist persönlich befreundet mit Kardinal Bo. Wenn man den Vorwurf, Aung San Suu Kyi hätte sich illegal sechs Funkgeräte beschafft, zum Anlass nimmt, sie einzusperren: Wie schnell fänden sich dann auch Gründe, Christen zu belangen für den Beistand, den sie den Demonstranten jetzt leisten, indem sie sie mit Lebensmitteln und Unterkunft versorgen?

Der Staatstreich erfolgte knapp zwei Monate nach der Wahl, war also keine Kurzschlusshandlung. Legt das die Vermutung nahe, dass auch fremde Mächte dahinterstecken könnten?

In der Presse Myanmars wird ganz offen darüber gesprochen, dass China die Hand im Spiel hat. Das Land ist ein Schatzkästchen Asiens mit so vielen Ressourcen. Ich weiß durch meine Reisen, dass die Chinesen gerne Myanmar besitzen würden.

Kardinal Bo hat in seinem Schreiben vom 3. Februar gesagt: „Wir gehen durch die herausforderndste Periode unserer Geschichte.“ Wie sollte Ihrer Meinung nach die Weltgemeinschaft jetzt reagieren?

Ich weiß keine Patentlösung. Zumindest sollte es keine Sanktionen geben, die das Volk noch mehr schwächen würden. Die allergrößte Hoffnung habe ich in das Volk selbst. Wie lange die Menschen durchhalten, kann ich nicht beurteilen. Ich befürchte ein Blutbad. Das Militär ist gnadenlos, denn alles scheint von langer Hand geplant.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 berger 28. Februar 2021 
 

Frau Aung San Suu Kyi sollte zum katholischen Glauben konvertieren und danach ihr Land missionieren. Das würde die Probleme lösen. Was nützt den Menschen die persönliche Freiheit, wenn sie im falschen Glauben verharren?


2
 
 Norbert Sch?necker 28. Februar 2021 

Lieber @Chris2

Bitte, gerne.
In Indien ist seit Gandhis Zeiten schwer zu sagen, wer Täter ist und wer sich wehrt. Außerdem kann kaum zwischen fanatisch-hinduistischer Gewalt und und indisch-nationalistischer Gewalt unterschieden werden. Aber ganz sicher sind einzelne muslimische Menschen unschuldige Opfer, einfach deshalb, weil sie Muslime sind.


0
 
 Chris2 27. Februar 2021 
 

Lieber @Norbert Schönecker

Vielen Dank für den Link. Den "Kreuzweg der verfolgten Christen" kannte ich noch nicht. Was das ungewöhnliche am Fall Myanmar ist, dass dort die muslimischen Rohingya verfolgt werden. Ist außer damals in Bosnien der einzige mir bekannte Fall, wo Muslime in religiös aufgeladenen Konflikten nicht Täter sind. In China werden Muslime zwar auch unterdrückt, aber es ist wohl kein religiös motivierter Konflikt, sondern möglicherweise die Sorge, die selben Probleme zu bekommen, wie wir. Aber mit Gewalt züchten die Chienesen sie vielleicht erst...


0
 
 Norbert Sch?necker 27. Februar 2021 

Kreuzweg der verfolgten Christen

Gestern sind wir den "Kreuzweg der verfolgten Christen" gegangen. Er wurde vor drei Jahren von der Katholischen Männerbewegung gestaltet, ist aber leider immer noch aktuell. Unten der Link zum gratis Herunterladen und Ausdrucken - sehr empfehlenswert!

www.kmbwien.at/kreuzweg-der-verfolgten-christen-andacht-zum-herunterladen-2/


3
 
 mphc 27. Februar 2021 

Beten wir für die Menschen in Myanmar.

Dass sie endlich in Freiheit und Würde leben dürfen.


4
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Krieg

  1. Ukraine: Bischof von Charkiw berichtet von Raketenangriffen auf Schulen und Kindergärten
  2. Russlands Krieg gegen Ukraine ist kein gerechter Krieg, eine mögliche NATO-Intervention auch nicht
  3. Ukraine: Gebete im Luftschutzkeller
  4. Myanmar: „Das Morden muss sofort aufhören"
  5. Berg-Karabach: Kirchen fordern Neuverhandlung des Waffenstillstands
  6. Karabach: Armenischer Patriarch fordert internationales Eingreifen
  7. „Pater Werenfried war überragender Europäer und Motor der Versöhnung“
  8. Die Kirchen und die atomare Abschreckung
  9. Corona – vertane Chance für den Frieden
  10. Bosnien und Herzegowina: Die Vergessenen







Top-15

meist-gelesen

  1. Malta - Fronleichnam 2025 - Auf den Spuren des Hl. Paulus - Mit Michael Hesemann und P. Leo Maasburg
  2. Unterwerfung
  3. Entwöhnung von der Eucharistie
  4. God bless the USA!
  5. US-Hexen beklagen sich, dass ihre Zaubersprüche gegen Trump nicht funktionieren
  6. Initiative Neuer Anfang: „Der Synodale Weg beruht auf einer Erpressung“
  7. Es geht los! ANMELDUNG für die große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025
  8. Da war doch was…
  9. Massive Katholiken-Welle - Trump wird neuer und alter US-Präsident
  10. Ziele des deutschen Synodalen Weges und der Weltbischofssynode gehen nicht Hand in Hand!
  11. Das Erzbistum München wird noch 'queerer'
  12. Valencia: Kirche blieb inmitten der Zerstörung verschont
  13. Die Petrusbruderschaft wächst weiter und ist überraschend jung: Durchschnittsalter 39 Jahre
  14. Dokumentation über Papst Benedikt XVI. gewinnt Emmy
  15. Wirr, wirrer, die Grünen!

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz