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„Die Tragödie von 73 Millionen Abtreibungen jährlich weltweit ist zur Normalität geworden“

19. November 2025 in Prolife, 3 Lesermeinungen
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Argüello, Präsident/Spanische Bischofskonferenz: „Eine Gruppe von Ärzten mag entschlossen sein, einen 5 1/2 Monate alten Fötus zu retten, während eine andere Gruppe nebenan ein gleichaltriges Baby absichtlich tötet.“ Von Petra Lorleberg


Madrid (kath.net/pl) „Im selben Krankenhaus mag eine Gruppe von Ärzten entschlossen sein, einen fünfeinhalb Monate alten Fötus zu retten, während eine andere Gruppe im Nebenzimmer ein gleichaltriges Baby absichtlich tötet. Das ist völlig legal. Ebenso kann das Gesetz die Zerstörung eines Adlereis mit einer Geldstrafe von 15.000 Euro und bis zu zwei Jahren Gefängnis bestrafen, gewährt aber das Recht, ein Kind mit Down-Syndrom bis zum Ende der Schwangerschaft zu töten.“ Dies erläutert der Präsident der Spanischen Bischofskonferenz, Luis Javier Argüello García, Erzbischof von Valladolid, bei seiner Eröffnungsrede zur 128. Vollversammlung in Madrid am gestrigen Dienstag.

kath.net dokumentiert den Abschnitt „6. Die Unmenschlichkeit der Abtreibung: Hinter Nebelkerzen und Strategien“ der Eröffnungsrede von Erzbischof Argüello in voller Länge in eigener Arbeitsübersetzung:

In den letzten Wochen ist das Thema Abtreibung in verschiedenen Formen wieder aufgetaucht: der Versuch, diesem vermeintlichen Recht Verfassungsrang zu verleihen; die Gewissensverweigerung von medizinischem Personal; die Aufklärung von Müttern über die vollen Konsequenzen des Eingriffs; und Daten des Gesundheitsministeriums, die für 2024 106.173 Abtreibungen und 322.034 Geburten ausweisen. Das Bevölkerungswachstum war um 114.937 Personen negativ.

Die Debatte wurde – sicherlich nicht zu Unrecht – als Ablenkungsmanöver und Werkzeug der Polarisierung kritisiert. Ob durch Verankerung oder strategische Hinterfragung – es besteht jedenfalls eine gesellschaftliche und politische Weigerung, sich mit dem Thema in seiner ganzen dramatischen Komplexität auseinanderzusetzen. Wie Matthieu Lavagna, dessen Gedanken ich in dieser Betrachtung folge, sagt, bleibt Abtreibung ein heikles und schwieriges Thema in unserer heutigen Gesellschaft. Es ist zum Tabu geworden, öffentlich darüber zu sprechen, fast schon ein Eingriff in die Privatsphäre. Wer öffentlich erklärt, Abtreibung sei objektiv unmoralisch, da sie das Leben eines anderen Menschen als seiner Eltern beendet, riskiert harte persönliche, soziale und politische Verurteilungen: „Diese Errungenschaft infrage stellen? Dieses Recht anzweifeln? Das ist der Gipfel faschistischen und autoritären Denkens und verdient sofort die Kennzeichnung als rechtsextrem.“ 


Schlimmer noch: Die Behauptung, es gäbe nicht-religiöse Argumente gegen Abtreibung, ist undenkbar. Schließlich wird uns doch ständig eingeredet, Abtreibungsgegner seien abscheuliche Obskurantisten, die allen ihre religiösen Ansichten aufzwingen wollen? Schwangeren Frauen Informationen anzubieten, gilt als Missbrauch, und vor einer Abtreibungsklinik zu beten, als Bedrohung. Warum diese Weigerung, vernünftig zu denken und die Wissenschaft – DNA, Genom, Ultraschall usw. – sprechen, informieren und uns die Wahrheit erkennen zu lassen?

Ein Mensch ist „ein lebender Organismus der Spezies Homo sapiens“. Gemäß dieser Definition ist die Tatsache, dass ein Fötus oder Embryo ein Mensch ist, schlichtweg eine biologische Tatsache. Ein Blick in ein beliebiges Lehrbuch der medizinischen Embryologie genügt, um zu sehen, dass Wissenschaftler einhellig bestätigen, dass vom Moment der Befruchtung an im Körper der Mutter ein lebender und eigenständiger menschlicher Organismus mit eigenem genetischen Erbe entsteht. Man muss dafür nicht die Bibel konsultieren, obwohl sie uns lehrt, dass seine Würde heilig ist und er mit einer unsterblichen Seele ausgestattet ist.

Peter Singer, ein weltweit bekannter Philosoph, der sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt, besitzt zumindest die intellektuelle Ehrlichkeit, anzuerkennen, dass der Embryo ein Mensch ist: „Insofern besteht kein Zweifel daran, dass ein aus einer menschlichen Eizelle und einem menschlichen Spermium gezeugter Embryo vom ersten Augenblick seiner Existenz an ein Mensch ist.“ Doch er verkennt, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Größe, ihrem Geschlecht, ihrem Entwicklungsstadium oder ihrem Grad der Abhängigkeit denselben inneren Wert besitzen. Dies öffnet die Tür für den Zusammenbruch des Humanismus und die radikale Gleichheit des Rechts auf Leben jedes Einzelnen. Um dies zu erreichen, bedarf es ähnlicher Argumentationsanstrengungen wie jene derjenigen, die Abtreibung als Ausdruck des Rechts der Frau verteidigen. Doch: „Wenn der Fötus kein menschliches Wesen ist, bedarf es keiner Rechtfertigung, Abtreibung zu legalisieren. Ist der Fötus hingegen ein menschliches Wesen, ist keine Rechtfertigung ausreichend, sie zu legalisieren.“

Mattheu Lavagna zitiert Kelsey Hazzard, eine atheistische Abtreibungsgegnerin: „Ich bin eine 29-jährige Atheistin mit einer guten Ausbildung an säkularen Institutionen und vertrete in vielen Fragen, wie etwa der gleichgeschlechtlichen Ehe und dem Klimawandel, liberale Ansichten. Ich bin außerdem eine engagierte Abtreibungsgegnerin, die sich dafür einsetzt, Abtreibung undenkbar zu machen. Die Abtreibungsindustrie will uns glauben machen, dass es Menschen wie mich nicht gibt. Sie will uns glauben machen, dass die Abtreibungsgegnerbewegung fast ausschließlich aus älteren weißen Männern und einigen wenigen Kirchgängerinnen mit Rosenkränzen besteht. Diese Charakterisierung ist beleidigend für Jung und Alt. […] Wir betrachten Abtreibung nicht als Frage eines Kultur- oder Religionskrieges, sondern als eine Frage der Menschenrechte.“

Die westliche Gesellschaft hat das Thema Abtreibung völlig verdrängt. Die Tragödie von 73 Millionen Abtreibungen jährlich weltweit, davon 100.000 in Spanien, ist zur Normalität geworden. Wir haben einen Punkt extremer Irrationalität in der Bioethik erreicht, die im Dienste der Biopolitik steht.

Im selben Krankenhaus mag eine Gruppe von Ärzten entschlossen sein, einen fünfeinhalb Monate alten Fötus zu retten, während eine andere Gruppe im Nebenzimmer ein gleichaltriges Baby absichtlich tötet. Das ist völlig legal. Ebenso kann das Gesetz die Zerstörung eines Adlereis mit einer Geldstrafe von 15.000 Euro und bis zu zwei Jahren Gefängnis bestrafen, gewährt aber das Recht, ein Kind mit Down-Syndrom bis zum Ende der Schwangerschaft zu töten.

Eine katholische Perspektive darf sich jedoch nicht damit begnügen, lediglich den Schutz des ungeborenen Lebens zu bekräftigen und gegen Schwangerschaftsabbrüche zu kämpfen. Sie muss die Mutter, den Vater sowie die umweltbedingten, sozialen und wirtschaftlichen Umstände berücksichtigen, die Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebensjahre begleiten.

Viele Frauen wünschen sich Kinder, doch ihr Kinderwunsch wird aus verschiedenen Gründen vereitelt, darunter auch strukturelle Barrieren, die der FOESSA-Bericht nennt: Arbeitsplatzunsicherheit, Schwierigkeiten beim Zugang zu Wohnraum, die Dominanz von Frauen in der Pflege und eine unzureichende staatliche Unterstützung für Mutterschaft und Familie. Es gibt auch kulturelle Aspekte im Zusammenhang mit Lebensstilen, wie die geringe Wertschätzung der Mutterschaft, ja sogar ihre kategorische Ablehnung in manchen Genderideologien. Auch die Umstände einzelner Schwangerschaften müssen berücksichtigt werden.

Nichts rechtfertigt die Beendigung ungeborenen Lebens, doch wahre Lebenshilfe erfordert die Berücksichtigung aller Begleitumstände. Das von dieser Bischofskonferenz ins Leben gerufene soziale Bündnis für Hoffnung und Geburt setzt sich für alle relevanten Faktoren ein und bietet unerschütterliche Unterstützung für das entstehende menschliche Leben.

Ich möchte allen schwangeren Frauen meine Solidarität aussprechen und sie ermutigen, nicht zu zögern, Hilfe zu suchen, wenn sie mit den Belastungen einer vielleicht ungewollten Schwangerschaft konfrontiert sind. Die Lösung für eine Situation, die so oft schwer allein zu ertragen ist, sollte nicht die Beendigung des ungeborenen Lebens sein. Ich bekräftige das Engagement der Kirche sowie so vieler vernünftiger Frauen und Männer guten Willens, in dieser Situation zu helfen. Die Behörden dürfen nicht wegschauen, und selbst wenn sie Abtreibungen regulieren und ermöglichen, dürfen sie sich ihrer unabdingbaren Pflicht, die Schwächsten zu schützen, nicht entziehen. Der vermeintliche Ausweg aus Problemen, die eine familien- und lebensfreundliche Politik erfordern, ist ein Symptom für die moralische Schwächung unserer Demokratie.

Foto aus dieser Veranstaltung (c) Spanische Bischofskonferenz/Screenshot

Spanische Bischofskonferenz: Eröffnung der Vollversammlung der Spanischen Bischofskonferenz einschließlich der oben erwähnten Rede - Video in Spanisch


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Lesermeinungen

 modernchrist 21. November 2025 
 

So eine Rede

bräuchte es auch in Österreich, und vor allem auch in Deutschland! Kompliment an den Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz. Wichtig ist: Immer vom ungeborenen K i n d sprechen, nicht von "ungeborenem Leben". Das ungeborene Menschenkind ist kein "Leben"; wir sprechen auch nicht beim assistierten Suizid eines Komatösen oder Dementen von "sterbendem Leben", das hier getötet wird. Es sind lebendige L e b e w e s e n: Beim Menschen heißt dieses eben KIND: Das Hundejunge heißt Welpe, das ungeborene Pferdchen ist ein Fohlen im Leib der Stute; das ungeborene Menschenjunge heißt "Kind".


1
 
 Bene16 19. November 2025 
 

Klartext

Dem ist nichts hinzuzufügen!
Wo sind die Herzen, die sich der Wahrheit öffnen, wenn schon die Ohren verschlossen sind?


1
 
 SpatzInDerHand 19. November 2025 

:( - so traurig!


1
 

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