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| ![]() Kurienkardinal Kurt Koch: „Papst Leo hat eine innere Beziehung zu den Kirchen des Ostens“vor 22 Stunden in Aktuelles, 6 Lesermeinungen Koch über die Zukunft der Ökumene im Pontifikat Leos XIV., über orthodoxe Reaktionen auf „Fiducia supplicans“, über den Papstprimat, Synodalität und mögliche Entwicklungen bei der außerordentlichen Liturgie. kath.net-Interview von Michael Hesemann Vatikan (kath.net) „Mit den orientalisch-orthodoxen und den orthodoxen Kirchen haben wir im Glauben und im Kirchenverständnis sehr viel gemeinsam. Die zentrale Frage ist diejenige des Petrusamtes. Auch da gibt es eine gute Ausgangsbasis, da die Orthodoxen eine Rangordnung der Bischofssitze anerkennen, bei der Rom an erster Stelle steht. Die offene Frage ist aber, welche Kompetenzen der Bischof von Rom hat – ist es ein reiner Ehrenprimat oder sind damit bestimmte Aufgaben und Rechte verbunden?“ Das stellt Kurt Kardinal Koch im kath.net-Interview fest. Wo steht der ökumenische Dialog nach dem Pontifikat von Papst Franziskus? Und wie wird er sich unter Leo XIV. weiterentwickeln? Über diese Fragen und weitere Fragen sprach Michael Hesemann mit Kurt Kardinal Koch, dem Präfekten des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen und damit dem „Ökumene-Beauftragten“ des Heiligen Vaters. Der aus der Schweiz stammende Kardinal ist seit 2010 der Präfekt des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen, zuvor war er ab 1996 Bischof von Basel gewesen und 2007-2009 der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Er ist Autor vieler Bücher. Michael Hesemann: Eminenz, die ersten beiden Begegnungen von Papst Leo mit dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, dem Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., und der geplante Papstbesuch in der Türkei zum 1700. Jubiläum des Konzils von Nicäa, rücken die Ökumene, den Dialog und die Versöhnung mit den Kirchen des Ostens, wieder in den Fokus. Doch bevor wir auf Papst Leo zu sprechen kommen, schauen wir zurück auf das letzte Pontifikat, auf Papst Franziskus. Was hat sein Pontifikat für die Ökumene gebracht? Wie ist man in Fragen der Ökumene weitergekommen? Kardinal Koch: Bei Papst Franziskus sind vor allem zwei Aspekte hervorzuheben. Erstens die unmittelbare Begegnung mit Vertretern anderer Kirchen. Er hat stets die Dreifachformel verwendet: „gemeinsam gehen, gemeinsam beten, gemeinsam arbeiten“. Das stand für ihn im Vordergrund, ebenso wie die freundschaftlichen Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen. Zweitens ist die sogenannte „Ökumene des Blutes“ zu nennen, ein Begriff, den er im Anschluss an Papst Johannes Paul II. geprägt hat. Die Überzeugung dahinter ist, dass es heute viele Märtyrer gibt, und dass alle christlichen Kirchen ihre Märtyrer haben. Christen werden nicht verfolgt, weil sie katholisch, orthodox oder protestantisch sind, sondern weil sie Christen sind. Das Blut der Märtyrer eint uns – es trennt uns nicht. Darauf hat Papst Franziskus großen Wert gelegt. Er sagte mir einmal humorvoll und doch mit Ernst: „Meinen Sie nicht auch, dass die Christenverfolger eine bessere ökumenische Vision haben als wir? Denn sie wissen, dass wir eins sind.“ Das war, glaube ich, sehr wichtig für ihn. Hesemann: Die Ökumene ging ja so weit, dass beispielsweise der koptische Papst Tawadros gemeinsam mit Papst Franziskus eine Audienz auf dem Petersplatz abgehalten hat. Allerdings gab es durch das Dokument „Fiducia supplicans“ einen kleinen Rückschritt. Wie würden Sie das bewerten? Was könnte das für das neue Pontifikat bedeuten? Muss man „Fiducia supplicans“ relativieren oder wie kann diese Hürde überwunden werden? Kardinal Koch: Das war tatsächlich eine schwierige Situation. Im vergangenen Jahr konnten wir auf 20 Jahre ökumenischen Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen zurückblicken. Bei der Vollversammlung im Januar war vorgesehen, über Maria und die Marienverehrung zu sprechen. Die orientalischen Kirchen wollten jedoch ausschließlich über „Fiducia supplicans“ diskutieren. Ich habe versucht, Kardinal Fernández einzuladen, aber aufgrund der Plenarversammlung seines Dikasteriums war das nicht möglich. Später ist er nach Kairo gereist und hat dort persönlich mit dem Patriarchen gesprochen. Wir haben dann beschlossen, zu Beginn dieses Jahres getrennte Sitzungen abzuhalten: die Katholiken und die Orientalen unter sich. Ich warte nun die Berichte ab, in der Hoffnung, den Dialog wieder aufnehmen zu können. Was „Fiducia supplicans“ betrifft, so ist das Dikasterium für die Glaubenslehre zuständig. Es gab auch von katholischer Seite, insbesondere von den afrikanischen Bischöfen, große Vorbehalte. Sie sehen „Fiducia supplicans“ nicht nur im Hinblick auf homosexuelle Beziehungen, sondern denken auch an andere nicht-kanonische Beziehungen, vor allem die Polygamie, was für sie absolut inakzeptabel ist. Hesemann: Kürzlich fand in Wien eine Konferenz statt, bei der die Frage des sogenannten großen Schismas zwischen der Orthodoxie und der Katholischen Kirche von 1054 diskutiert wurde. War es überhaupt ein Schisma oder eher eine Vertiefung der Entfremdung? Wie würden Sie das kommentieren? Kardinal Koch: Man muss davon ausgehen, dass die Exkommunikationen von 1054 keine Exkommunikation der Kirchen waren. Kardinal Humbert von Silva Candida hat den Patriarchen Michael exkommuniziert und der Patriarch hat den Kardinal exkommuniziert. Nach katholischer Überzeugung enden Exkommunikationen mit dem Tod der Betroffenen. Es war also keine Exkommunikation der Kirchen als solcher. Das wurde 1965 vielleicht etwas missverstanden, als Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras die Exkommunikationen von 1054 „dem geschichtlichen Vergessen“ übergaben. In diesem Sinne kann man nicht von einem Schisma sprechen. Ich teile hier die Überzeugung von Professor Larentzakis aus Graz und auch Patriarch Bartholomaios hat dies in seinem Grußwort in Wien erwähnt. Hesemann: Wie kann diese Entfremdung überwunden werden? Kardinal Koch: Indem man sich persönlich kennenlernt, insbesondere dort, wo man am intensivsten katholisch oder orthodox ist – nämlich in der Liturgie. Es ist ein lernpsychologisches Grundgesetz, dass man Emotionen nicht allein mit Informationen überwinden kann, so gut diese auch sein mögen. Es braucht eine positive emotionale Erfahrung, vor allem die Erkenntnis, dass beide Seiten Christen sind und beide Christus lieben. Deshalb ist der Dialog der Liebe sehr wichtig, um einander auf einer tieferen Ebene kennenzulernen. Hesemann: Papst Leo hat in seiner Ansprache vor den Ostkirchen die Bedeutung der Vielfalt der Liturgien betont. Es gibt auch innerhalb der römisch-katholischen Tradition eine gewisse Vielfalt, nämlich die „alte“, tridentinische Messe und die nachkonziliare reguläre Messe, der Novus Ordo. Papst Franziskus war bekanntlich kein Freund der alten tridentinischen Messe und hat sie stark eingeschränkt. Glauben Sie, dass Papst Leo hier wieder offener sein wird und auch die Anhänger der traditionellen Liturgie wieder mehr einbeziehen könnte? Kardinal Koch: Ich habe mit Papst Leo darüber nicht gesprochen und möchte keine falschen Hoffnungen wecken. Persönlich würde ich es begrüßen, wenn wir hier einen guten Weg finden könnten. Papst Benedikt XVI. hat einen hilfreichen Weg gewiesen indem er der Überzeugung gewesen ist, dass etwas, das über Jahrhunderte praktiziert wurde, nicht einfach verboten werden kann. Das hat mich überzeugt. Papst Franziskus hat diesbezüglich einen sehr restriktiven Weg gewählt. Es wäre gewiss wünschenswert, die nun verschlossene Türe wieder mehr zu öffnen. Hesemann: Im Jahr 2025 gibt es neben dem Jubiläum von Nizäa ein weiteres bedeutendes Zeichen: das gemeinsame Osterfest, das nur alle paar Jahre vorkommt. Papst Franziskus hat mehrfach geäußert, dass er sich einen Schritt hin zu einem gemeinsamen Osterdatum vorstellen kann. Glauben Sie, dass Papst Leo in diese Richtung weitergehen wird? Was ist Ihre persönliche Einstellung dazu? Kardinal Koch: Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hat in einem Anhang zur Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ erklärt, dass die katholische Kirche offen für diese Frage ist und eine Entscheidung übernehmen würde, wenn alle anderen christlichen Kirchen einverstanden sind. Papst Franziskus hat diese Position weitergeführt und auch Papst Leo XIV. hat sich bereits in dieser Richtung geäußert. Mein Hauptanliegen ist, dass wir ein gemeinsames Datum suchen, aber dabei keine neuen Spaltungen in den einzelnen Kirchen und in der ökumenischen Gemeinschaft verursachen. Es wäre wünschenswert und wichtig, ein gemeinsames Osterdatum zu finden, jedoch nur, wenn es nicht zu neuen Spaltungen führt. Hesemann: Papst Leo hat schon in seiner ersten Ansprache auf der Loggia des Petersdoms von Synodalität gesprochen – ein Begriff, den wir aus den orthodoxen Kirchen gut kennen. Die Deutschen verbinden damit ihren „Synodalen Weg“, was Papst Leo sicher nicht gemeint hat. Können Sie für unsere Leser den Unterschied erklären zwischen der Synodalität, wie Papst Leo sie versteht, und dem „Synodalen Weg“ der deutschen Bischöfe? Kardinal Koch: Papst Leo hat in seiner Ansprache selbst den Schlüssel gegeben, als er sagte, er sei ein Schüler des heiligen Augustinus, nämlich ein Augustiner. Augustinus hat bei seiner Bischofsweihe das hilfreiche Wort gebraucht: „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof.“ In dieser Spannung zwischen dem „Mit-euch-Sein“ aufgrund der Taufe und dem „Für-euch-Sein“ aufgrund der Weihe liegt das ganze Konzept der Synodalität. Synodalität ist kein Gegensatz zur Hierarchie, sondern beide bedingen einander. Es gibt keine Synodalität ohne Primat und keinen Primat ohne Synodalität. Papst Franziskus hat immer betont, dass Synodalität nicht Parlamentarismus ist. Der Prototyp der Synodalität ist der Heilige Geist. In dieser Linie wird auch Papst Leo weitergehen. In seiner Ansprache hat er auch klargestellt, dass es ihm in erster Linie um eine missionarische und deshalb synodale Kirche geht. Denn die Synodalität steht im Dienst der Mission. Hesemann: Würden Sie Papst Leo XIV. als Freund der Orthodoxie bezeichnen? Kardinal Koch: Ja, das darf man so sagen. Das zeigte sich auch in seiner Ansprache vor den Katholischen Ostkirchen Er hat eine innere Beziehung zur orientalischen Welt. Was er dabei über die Katholischen Ostkirchen gesagt hat, gilt in analoger Weise auch von den orientalisch-orthodoxen Kirchen. Hesemann: Wie weit ist man auf dem Weg zu einer Kommunionsgemeinschaft mit den unterschiedlichen orthodoxen Kirchen? In manchen Fällen, wie in Armenien, gab es ja schon entsprechende Erfahrungen. Wie ist der aktuelle Stand? Kardinal Koch: Mit den orientalisch-orthodoxen und den orthodoxen Kirchen haben wir im Glauben und im Kirchenverständnis sehr viel gemeinsam. Die zentrale Frage ist diejenige des Petrusamtes. Auch da gibt es eine gute Ausgangsbasis, da die Orthodoxen eine Rangordnung der Bischofssitze anerkennen, bei der Rom an erster Stelle steht. Die offene Frage ist aber, welche Kompetenzen der Bischof von Rom hat – ist es ein reiner Ehrenprimat oder sind damit bestimmte Aufgaben und Rechte verbunden? Papst Johannes Paul II. hat 1995 alle christlichen Kirchen eingeladen, gemeinsam eine Praxis des Primats zu finden, sodass das Petrusamt nicht mehr ein Hindernis, sondern eine Hilfe auf dem Weg zur Einheit ist. Im vergangenen Jahr hat unser Dikasterium dazu ein Dokument veröffentlicht, das allen christlichen Kirchen zugestellt wurde. Sobald wir die Antworten erhalten haben werden, werden wir eine Synthese erstellen und mit Papst Leo besprechen, wie es weitergehen kann. Hesemann: Die Orthodoxen sind sich untereinander auch nicht immer einig, etwa im Hinblick auf das Ehrenprimat. Wie wirkt sich das auf den Dialog mit Rom aus? Kardinal Koch: Das ist in der Tat ein großes Problem. Während wir die Einheit mit den Orthodoxen suchen, entstehen innerhalb der Orthodoxie neue Spaltungen, etwa im Blick auf die Erklärung der Autokephalie der Orthodoxen Kirche in der Ukraine. Diese Frage ist innerhalb der Orthodoxie umstritten. Für unseren ökumenischen Dialog ist es aber entscheidend, dass wir ihn mit allen kanonischen orthodoxen Kirchen gemeinsam führen, wie es die orthodoxen Kirchen selbst wünschen. Hesemann: Wie sehen Sie die Chancen, dass innerhalb der Spaltungen in der Orthodoxie Rom als Vermittler auftreten könnte? Kardinal Koch: Das ist nicht einfach. Schon vor dem Krieg in der Ukraine war das Verhältnis zwischen Moskau und Konstantinopel schwierig. Mit dem Krieg ist die Situation noch viel schwieriger geworden. Rom kann nur als Vermittler handeln, wenn die verschiedenen Konfliktpartner dies wollen. Momentan sieht es nicht so aus. Hesemann: Wie steht es um die Ökumene mit den Protestanten, insbesondere in Deutschland? Kardinal Koch: Wir führen keine Dialoge auf nationaler Ebene; das ist Aufgabe der Bischofskonferenzen. Unser Dialog findet mit den Weltbünden statt, etwa dem Lutherischen Weltbund. Das Luthertum in Deutschland ist dabei ein Sonderfall. Denn es gibt die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche (VELKD), die wiederum Mitglied der EKD ist. Während die VELKD auf dem Boden der Confessio Augustana steht, gehört dieses nicht zu den Bekenntnisgrundlagen der EKD. Dann gibt es noch das Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes. Mit dem Lutherischen Weltbund beginnen wir momentan eine neue Phase des Dialogs einzuleiten in der Hoffnung, mit einer gemeinsamen Lektüre der Confessio Augustana weitere Schritte auf eine Verständigung über das Kirchenverständnis erzielen zu können. Hesemann: Danke, Eminenz! kath.net-Buchtipp/Neuerscheinung: Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:
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