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SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-diskutiert
| ![]() Brötchentüten für die Demokratievor 10 Stunden in Kommentar, 5 Lesermeinungen Eine Demokratie-Initiative des Bistums Münster macht nachdenklich. Die Aktionen mögen für eine bürgerliche Vereinigung nachvollziehbar sein. Im kirchlichen Kontext sind sie befremdlich. Der Montagskick von Peter Winnemöller Münster (kath.net) Es scheint so, als sei im Herzen von Westfalen die Demokratie massiv bedroht. Zu dieser Ansicht könnte man kommen, liest man eine Pressemeldung des Bistums Münster. Mit der Kampagne „Mensch Münster! Lebe Freiheit!“ habe das Bistum Münster, der Diözesancaritasverband und der BDKJ Münster, so die Meldung vom 9. September 2025, in den vergangenen Monaten ein starkes Signal für Demokratie gesetzt. Dazu habe es, so lässt die Meldung wissen, unter anderem eine Brötchentüten-Aktion mit 25.000 Frühstückstüten, mit einer Chill-out Area beim Münsteraner Stadtfest „Mittendrin“ oder Bierdeckeln und Edgar Freecards in den Kneipen und Kinos gegeben. Demokratie, so zitiert die Meldung den Diözesancaritasdirektor, sei die beste aller Staatsformen, der damit noch über Churchill hinaus geht, welcher die Demokratie als die am wenigsten schlechte Staatsform ansah. Aber darüber, so die Münsterraner Caritas, wolle man vor allem mit jungen Menschen ins Gespräch kommen. Demokratie in Gefahr? In der Tat könnte man angesichts massiver Tendenzen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit zum Beispiel durch Denunziationsportale, bei deren Einrichtung das Bundesland Nordrhein-Westfalen ganz vorne mitspielt, von einer Gefahr für die Demokratie reden. Cancel culture, die alle nichtlinken Meinungen verbieten möchte, die Rückkehr des Terrorismus – in Berlin gab es einen Terroranschlag auf das Stromnetz – und nicht zuletzt mutmaßliche Beeinträchtigungen des passiven Wahlrechts für Kandidaten bei den Kommunalwahlen in NRW und Rheinland-Pfalz lassen aufhorchen. Doch schon ein etwas genauerer Blick auf die Kampagne zeigt die Stoßrichtung. Auch die Aktion des Bistums Münster richtet sich unter dem Vorzeichen Demokratie gegen alles Nichtlinke. Es ist ein Merkmal von „UnsereDemokratie“, dass damit bürgerliche Positionen als rechts geframt und ausgegrenzt werden. Es ist zudem bedauerlich, dass sich ausgerechnet eine Diözese vor diesen Karren spannen lässt. Abgesehen davon, dass die Kirche ohnehin nicht unbedingt der beste Anwalt für die Demokratie ist, versucht sie sich gesellschaftlich sehr exklusiv für ein bestimmtes Verständnis von Demokratie stark zu machen. Käme dieses Engagement aus einer Position der Stärke, so könnte man es als satisfaktionsfähig ansehen und angemessen erwidern. Auch im Bistum Münster nimmt gerade mal jeder zwanzigste Katholik regelmäßig am Sonntagsgottesdienst teil. Auch im Bistum Münster nimmt die Zahl der Priester massiv ab. Auch im Bistum Münster nimmt die gesellschaftliche Relevanz der Kirche dramatisch ab. Im Bistum Münster versuchte man mit Bischof Robert Barron einen verdienten katholischen Bischofs zu canceln, weil dieser nichts anderes tut, als die Lehre der Kirche zu vertreten. Man schwebt eher auf dem Vielfaltstrip als eine bodenständige Apologetik zu suchen. Und damit ist man beim Kern des Problems angelangt. Abgesehen davon, dass es sich im innersten Kern um eine Anti-AFD-Kampagne handelt, verfährt man nach dem Voldemort-Prinzip: Man kämpft gegen die, deren Namen man nicht nennen darf. Das wäre noch legitim, nur nicht sonderlich stilvoll. Mit offenem Visier kämpft man ehrenwerter. In Deutschland darf auch die Kirche sagen, welche Partei ihrer Ansicht nach nicht wählbar ist. Die Frage ist, warum sie es nicht tut. Neben moralischen Fragen, wie beispielsweise der Haltung der jeweiligen Parteien zur Ehe oder bioethischen Fragen, wie der Haltung zu Abtreibung und Euthanasie, ferner zu Leihmutterschaft und Eizellspende, wäre da auch die Frage zur Haltung zu Gewalt und viele andere Punkte zu klären. Die Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die auf Dauer angelegt und für Kinder offen ist, wird in unseren schönen diversen Zeiten massiv torpediert. In bioethischen Fragen weicht der Mainstream gerade Lichtjahre von kirchlichen oder naturrechtlichen Sichtweisen ab und das wäre deutlich zu kritisieren. Angesichts unklarer Haltungen zu Gewalt oder Antisemitismus wären besonders die Klimaaktivisten von kirchlicher Seite sehr kritisch zu hinterfragen. Wie ist eigentlich das Verhältnis maßgeblicher Politiker in nominell christlichen Parteien zur Wahrheit? Immerhin ist das Verbot, falsches Zeugnis zu geben, nichts weniger als ein dezidiertes göttliches Gebot. Die Aufzählung, die man um zahlreiche Punkte ergänzen kann, lässt vor allem eines erkennen, die Kirche hat in Deutschland ein Defizit darin, sich offen und offensiv zu dem zu bekennen, was die Kirche zu allen Zeiten lehrte. Die Staatsform Demokratie ist – wiewohl sie zahlreiche Vorzüge aufzuweisen hat – bis vor wenigen Jahren von der Kirche entschieden und sogar mit Lehrverurteilung abgelehnt worden. Zum Glück ist der Papst nur in Fragen der Glaubens- und der Sittenlehre und auch da nur in sehr begrenztem Maße unfehlbar. Ansonsten hätten wir als Katholiken jetzt gefälligst Monarchisten zu sein. (Pius X. war da sehr eindeutig.) Nun betreibt eine Organisation, die ganz klar auf dem absteigenden Ast ist, in braver Gefolgschaft zum derzeitigen Mainstream eine Kampagne, die an Peinlichkeit und Infantilität kaum zu überbieten ist. Man kann das gar nicht scharf genug verurteilen, weil es nämlich zu allem anderen auch noch Verschwendung von Kirchensteuermitteln ist. Die Kirche in Deutschland hat aufgrund ihrer fiskalisch organisierten Finanzierung eine Infrastruktur, um die man andernorts die öffentliche Hand beneiden würde. Mit Schulen, Volkshochschulen, Akademien, Bildungshäuser, Erwachsenenbildungswerken für dezentrale Bildung und nicht zuletzt mit Lehrstühlen an staatlichen Universitäten, die teilweise sogar Exzellenzclustern angehören, eine intellektuelle Struktur, die sie – würde es mit rechten Dingen zugehen – zu einem der großen Player im gesellschaftlichen Diskurs machte. Über Jahrzehnte prägte die Christdemokratie mit einem starken kirchlichen Rückhalt zahlreiche kultur- und gesellschaftspolitische Bereiche. Sogar in der Ökonomie hat die Kirche mit ihrer katholischen Soziallehre etwas zu sagen. Der harte und kritische Diskurs um den besten Weg und die Teilnahme gläubiger und engagierter Katholiken an den wichtigsten gesellschaftlichen Debatten machten zahlreiche Kirche zu geschätzten und geachteten Gesprächspartnern und Berater von Spitzenpolitikern. Das Abgleiten des gesamten kirchlichen Apparates in eine woke, monothematische Obsession von Vielfalt und Gedöns, führt zu Lachnummern in Gestalt von Brötchentüten und Bundestagspräsidentinnen, die sich politische Äußerungen der Kirche verbitten. Natürlich war auch früher schon die Wahlsonntagspredigt, man mache gefälligst sein Kreuz beim „C“, auch nicht unbedingt der Kracher. Aber diese Predigten waren immerhin gehaltvoller als dieses bräsige Biedermeier aus Bierdeckel und Brötchentüten samt Chill-out Area. Wenn sich die Kirche in Gestalt eines Bistums in einen politischen Diskurs einmischen will, dann sind Aufrufe, sich an der Wahl zu beteiligen, sicher nicht falsch. Aus parteipolitischen Streitigkeiten aber sollte sich die Kirche grundsätzlich heraushalten. Zu durchaus konkreten Themen, die die Lehre der Kirche betreffen, wenn es um das Leben, die Zusammenleben oder ethische Fragen geht, wenn um christliche Anthropologie geht, dann darf die Kirche nicht nur mitreden, dann ist es sogar ihre Pflicht in die Kontroverse zur Welt zu gehen. Dann haben besonders Bischöfe die Pflicht, Zeugnis zu geben, statt Altpapier zu finanzieren. Es geht hier um nicht weniger als um eine Selbstvergewisserung der Kirche aus dem Glauben heraus, um fest auf dessen Boden zu stehen. Nur wer weiß, wo er steht, hat auch einen festen und für andere nachvollziehbaren Standpunkt. An diesem Standpunkt mag man sich reiben, sich über ihn aufregen, ihn bekämpfen oder ihn mit aller Entschiedenheit teilen. Eines geht dann nicht. Man kann ihn nicht ignorieren. Darum geht es, kraftvoll und mit Vollmacht, die die Bischöfe letztendlich kraft ihres Amtes haben, zu reden. Das kann man nicht überhören. Die Brötchentüten und Bierdeckel mit ihren butterweichen Botschaften sind einfach nur Sekundärrohstoffe, wie man Müll im Neusprech nennt. Peinlich für die Kirche, peinlich für jeden gläubigen Katholiken und erst recht peinlich für ein Land, in dem die Menschen so etwas womöglich auch noch toll finden. Die Wahl in NRW ist gewesen, pusten Sie die Brötchentüte auf und schlagen Sie kräftig drauf, dann macht wenigstens der Knall noch einmal Spaß. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() Lesermeinungen
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