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«Barbarische Zeiten»

11. März 2023 in Prolife, keine Lesermeinung
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Jede zweite betroffene Frau wird zur Abtreibung gedrängt! – 77 Prozent der Befragten für mehr Unterstützung für Frauen im Schwangerschaftskonflikt. Mehr als zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung wollen Forschung zu Motiven und Statistiken.


Innsbruck (kath.net/ pm)
Jede zweite betroffene Frau in Österreich wird vor einer Abtreibung unter „starken oder sehr starken Druck“ in diese Richtung gesetzt. Im Auftrag von #fairändern erhob IMAS in einer repräsentativen Befragung von über 1.000 Österreicherinnen und Österreichern ab dem 16. Lebensjahr die Einstellung der Bevölkerung zum Thema ungeplante Schwangerschaft / Schwangerschaftsabbruch.

Weitere zentrale Ergebnisse:
Mit Schwangerschaftsabbruch beschäftigen sich in Österreich nur etwa 20% der Befragten. Im öffentlichen Diskurs wird das Thema als wenig präsent wahrgenommen.
•    77% der Bevölkerung wünschen sich mehr Unterstützung für Frauen im Schwangerschaftskonflikt, „um ein Ja zum Kind zu ermöglichen“.
•    75% sehen steigenden Druck in Richtung Abtreibung bei Verdacht auf Behinderung und
•    84% wünschen sich mehr Unterstützung für Familien bei einer Verdachtsdiagnose.
•    Ebenfalls 84% erwarten sich, dass Ärzte vermehrt auf Beratungsangebote hinweisen und 80% der Befragten sind für die Einführung einer Bedenkzeit vor einer Abtreibung.

Für Petra Plonner, Vorsitzende von #fairändern, sind die meisten Ergebnisse gut nachvollziehbar: „Der Druck auf die Frau ist oft enorm und er geht längst nicht mehr dahin, möglichst viele Kinder zu bekommen, sondern abzutreiben.“  Die Umfrage beweise auch die Dringlichkeit einer guten Beratung und einer verpflichtenden Bedenkzeit.


Für Daniela Karall, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, ist es unverständlich, dass immer noch keine validen Zahlen zum Schwangerschaftsabbruch vorliegen: „Es herrscht große Desinformation um das Thema und bei geschätzten 30.000 Abbrüchen pro Jahr können wir uns nicht erlauben, wegzuschauen. Es braucht dringend eine Statistik und eine Motivforschung zur Abtreibung in Österreich, wie es sie ja in den meisten anderen Ländern gibt, damit zielgerichtet und besser geholfen werden kann.“

Für Ines Gstrein, Tirols Landesvorsitzende des Österreichischen Psychotherapeutenverbandes, fehlt es bei diesem Tabuthema oft an Ehrlichkeit und Kompetenz.  „Keine Schwangerschaft ist frei von Ängsten, Zweifeln, Unsicherheiten und kritischen Überlegungen. (..) aber auch kein Schwangerschaftsabbruch geht spurlos an einer Frau vorbei“. Der ungeheure Druck, unter dem Frauen in dieser Situation stehen, werde generell viel zu wenig gesehen.

Der gängige Satz: „die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen – Abbruch oder Austragung“ mit expliziter Benennung der Selbstbestimmung führt laut einer der Teilnehmerinnen oft zu Gegenteiligem: Betroffene werden allein gelassen. „Die gesamte Last der Entscheidung wird ihnen zugemutet, in größter Überforderung“, betont Margit Haider, Abteilungsleiterin der Diözese Innsbruck. Im öffentlichen Diskurs fehle zudem die Unterscheidung zwischen ungeplanter und ungewollter Schwangerschaft. Zahllose ungeplante Kinder seien erfahrungsgemäß später das Glück ihrer Mütter und Väter.

Marianne Hengl, Obfrau des Vereins RollOn Austria, selbst im Rollstuhl, fordert ein Ende des „vorgeburtlichen Aussortierens“ von Kindern mit Behinderung im Zuge der eugenischen Indikation: „Es ist menschenunwürdig, dass bei Verdacht auf eine Behinderung ein Fötus über die Fristenregelung hinaus bis zur Geburt abgetrieben werden darf. Das ist eine niemandem zustehende Bewertung von behindertem und nichtbehindertem Leben und eine schlimme Diskriminierung von behinderten Menschen.“

Petra Plonner unterstreicht diese Forderung: „Es ist höchste Zeit, dieses Unrecht aus unserem Gesetz zu streichen. Es ist eine Schande für unser Land und unglaublich rückständig – es erinnert an barbarische Zeiten!“.

Wenn die Schätzungen zum Schwangerschaftsabbruch stimmen, befinde sich Österreich im traurigen europäischen Spitzenfeld. #fairändern fordert daher u.a. eine Informationspflicht seitens der Ärztinnen und Ärzte in Bezug auf Beratungs- und Hilfsangebote sowie eine mindestens dreitätige Bedenkzeit vor einer Abtreibung. Eine Informationskampagne für einen Imagewandel rund um Adoption und Pflegestatus als Alternative sei ebenso notwendig wie die Abschaffung der sogenannten eugenischen Indikation, die die Tötung des vermeintlich behinderten Kindes bis zur Geburt ermöglicht. Gemeinsam mit 84% der Bevölkerung fordert #fairändern ein breitgefächertes Beratungs- und konkretes Hilfsangebot für Familien, die ein behindertes Kind erwarten.

Die Anliegen von #fairändern könnten – egal wie man sonst zu dem Thema steht – von allen gesellschaftlichen Kräften gut mitgetragen werden, das sei aus der repräsentativen Umfrage klar ersichtlich. „Ich habe zu viel Leid nach Abtreibungen gesehen und kann daher nicht länger schweigen. Wir erwarten endlich Bewegung in Gesellschaft und Politik “, so Plonner abschließend.

 


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