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| 'Christsein ist Begegnung'5. Juli 2024 in Kommentar, 1 Lesermeinung BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt über die "synodalen Träume" des Chefredakteurs von „Kirche +Leben“ Regensburg (kath.net) Es ist interessant, wie Menschen immer wieder zu wissen meinen, wie man die Welt retten kann — oder die Kirche. Die Idee, dass synodaler Türmchenbau die Menschen zurückführt in die Kirche, ist zwar schon längst widerlegt und aktuelle Fakten belegen nichts anderes, und trotzdem hat der Chefredakteur von „Kirche +Leben“, Markus Nolte, gerade wieder behauptet, das Rezept gegen den Austrittstsunami die Umsetzung von Reformideen des Synodalen Weges. Er empörte sich, dass man gerade in Köln trotz über 400.000 Austritten von einer Verschnaufpause spreche. Sicher, von Verschnaufpause kann nicht die Rede sein, denn es gibt, wie er sagt, keine kleinen Katastrophen. Aber davon war in Köln niemals die Rede. Und es stimmt auch nicht, dass es Köln schlechter geht als Limburg, wie behauptet wurde. Nolte bringt die Zahlen nicht in Relation zu den Einwohnern. Tut man dies, stellt sich die Lage ganz anders dar: Dann verlassen nicht im Bistum Köln besonders viele Gläubige die Kirche, sondern in Hamburg, Berlin und Limburg, der Hochburg des synodalen Paradieses und Brutnest der neuen Sexualmoral. Und das wiederum belegt, dass Noltes Behauptung falsch ist, nach dem die Erfüllung synodaler Träume die Kirche retten würde. Es ist kaum zu glauben, dass man nach vier Jahren Synodalem Weg immer noch meinen kann, die Erneuerung der Kirche würde darin besteht, den Gläubigen berauschende synodale Getränke einzuflößen. Selbst des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und die deutschen Bischöfe haben gemerkt, dass sie nichts ausrichten können und ihre Vorhaben in Rom abprallen. Ihr Traum von der Kirchenrettung zerplatzt grad wie Seifenplatzen. Die DBK hat verstanden, dass nur ein Drittel der Katholiken überhaupt noch an Christus glaubt, über 90 Prozent nimmt nicht am Gemeindeleben teil. Lucas Wiegemann hat dies vor kurzem eindrücklich in einem Kommentar für die „WELT“ geschrieben: Der Exodus aus der Kirche liege nicht daran, dass Gläubige ihren Glauben an den Apparat verloren hätten, sondern den Glauben an das Christentum. Wir haben es schlichtweg mit einer Glaubenskrise zu tun, die ihre Ursachen in lang vergangenen Zeiten hat: Zu lange hat die Kirche echter Katechese den Rücken gekehrt. Lieber hat man Kinder vor die Herausforderung gestellt, einen Streit zu schlichten zwischen jemandem, der in der Straßenbahn das Fenster öffnen will und einem, der das nicht will, als ihnen von der Größe Gottes, den Tatsachen von Christus in der Eucharistie und Wundern zu erzählen. Wo sind denn die leidenschaftlichen Verkünder von Gottes Botschaft von Liebe, Versöhnung und ewigem Leben? Wer erklärt Kindern und Jugendlichen, dass Leiden einen — für den Menschen oft unbegreiflichen — Wert hat? Wo beschäftigen sich Gemeinden noch mit metaphysischen Fragen — wieviel Raum wird dem an Universitäten beigemessen? Wer hört denn noch, dass Christus lebendig ist und heute noch Wunder wirkt? Wo sind die heiligen Messen, die Kinder und Jugendliche in der Seele begeistern und berühren? Wo wird Wahrheit verkündet, die Herzen verändert und den Menschen eingliedert in den Leib Christi? Es gibt solche Orte Gott sei Dank. Und immer sind es Orte, wo Gemeinschaft gelebt wird — mit den Menschen und mit Gott. Dies ist ein Aspekt, den Papst Franziskus mit der Synodalität im Blick hat. Ein Pfarrer aus Stralsund, Johannes Schaan, der Mitglied der Synodalversammlung gewesen und im Rahmen der Weltsynode zu einem Priestertreffen nach Sacrofano bei Rom eingeladen worden war, berichtete von der wunderbaren Kraft einer richtig gelebten Synodalität, die er durch die Begegnung mit anderen Priestern aus 100 Ländern der Erde überhaupt erst begonnen hat zu verstehen. Was für uns neu und fremd erscheint, ist im Grunde etwas, das die frühe Kirche gelebt hat: Synodalität. Das ist für uns in etwa so neu, wie Jesu für damalige Zeiten unkonventionelle Botschaft, die das gesamte Regelkonstrukt der Juden über Bord warf. Jesus war unkonventionell, aber tief verbunden mit dem Vater, dessen Stimme zu hören er immer wieder suchte. Ist dies nicht der Anfang jeder Synodalität? Es geht bei der Synodalität darum, zu hören, zu hören zu hören. Auch auf den Geist Gottes. Und es geht darum, dem Heiligen Geist die Führung zu überlassen. Wie oft hat Papst Franziskus das schon erklärt, wie wenig verstehen wir davon! Man muss es erleben, wie der Priester, der erfüllt und belebt von dem Treffen zurückgekommen war. Im Fokus habe nicht gestanden, berichtete Schaan, was die Kirche tun und verändern müsse, sondern um Fragen wie: Was erleben wir in den Pfarreien? Was will uns der Geist sagen, wie wir heute für Menschen, das was im Evangelium erleben, präsent machen können? Was gibt es für synodale Formen? Was meint ihr, worauf kommt es an bei Synodalität? Es sei ein Austausch unter Brüdern über Fragen gewesen, die eingebettet worden waren auf eine dicke Grundlage des Gebets. „Christsein ist Begegnung“, so Schaan. Dass sich ein Pfarrer aus Myanmar über die vielen deutschen Gremien wunderte und darüber, dass Priester mit Laien am Tisch sitzen oder ein syrischer Priester sich empört, dass in Portugal ein Nicht-Gläubigen Mitglied im Wirtschaftsrat einer Gemeinde ist, gehört dazu, ist aber Nebensache. Nicht um Befindlichkeiten und eigene Meinungen geht es bei der Synodalität, die Papst Franziskus die Kirche lehren will, sondern um den Heiligen Geist, dem man vertrauen solle. Er führe Veränderungen herbei — und zwar quasi im Handumdrehen, nicht der Mensch in zahlreichen akrobatischen Denk- und Drahtseilakten, bei denen Menschen sich auch noch verwerfen. Vielleicht ist es das, was die Kirche unter diesem Papst besonders lernen muss; von Strukturdenken wegzukommen, vom Stapel der Bürokratie mal wieder aufzublicken und den Menschen überhaupt zu sehen. Dann wird aus dem Menschen, der in einer irregulären Beziehung lebt, ein Gegenüber, ein Kind Gottes, in dem man Christus selbst begegnet. Für derartige Begegnungen scheint die Zeit mehr als reif, denkt man bei Geschichten wie dieser: Ein Mann trat aus der Kirche aus, bekam von Pfarrer Schaan einen Brief, die beiden trafen sich. Bei dem Treffen sagte jener Mann: Er habe noch nie erlebt, dass ihn ein Pfarrer einlädt und man einfach miteinander spricht, von Mensch zu Mensch. Für Deutschland möchte man ergänzen: vor und mit dem Herrn und unter Wahrung Seiner Gebote und des Lehramtes und in einem Raum, wo die Metaphysik wieder ihren Platz hat. Dann wird peu à peu auch die Kirche wieder wachsen. Michael Casey, ein australischer Trappist, der im April den Ehrendoktortitel in Theologie vom Päpstlichen Athenäum Sant'Anselmo in Rom empfangen hat, hatte einmal mit Blick auf den Benediktinerorden sinngemäß erklärt: Immer, wenn es um den Orden schlecht bestellt war, kann jemand wieder heilige Bernhard von Clairveaux, und es ging wieder bergauf. Dabei sei vieles verändert worden, aber die Grundsätze des heiligen Benedikt blieben. Für die Kirche von heute heißt das: Es gibt das immer Unveränderliche, das aber immer wieder neu mit Leben gefüllt werden muss. Ihnen hat der Artikel gefallen? 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