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| Der nächste Papst - Leseprobe 315. August 2020 in Buchtipp, keine Lesermeinung Leseprobe 3 des Papst-Biografs George Weigel, der in seinem neuen Buch das Idealbild eines Papstes entwirft Linz (kath.net) Die Tradition, dass der Papst einen neuen Namen annimmt, geht auf den römischen Priester Mercurius zurück, der im Jahr 533 zum Bischof von Rom gewählt wurde und es für unpassend hielt, als Papst den Namen einer heidnischen Gottheit zu führen. Deshalb übernahm Mercurius zu Ehren eines seiner Amtsvorgänger, der den Märtyrertod erlitten hatte, den Papstnamen „Johannes II.“ Doch genau wie die Geschichte von Jesus und Petrus am Ufer des Sees von Tiberias hat auch diese Tradition eine tiefere Bedeutung. Dass der Bischof von Rom einen neuen Namen annimmt, versinnbildlicht die Tatsache, dass er als universaler Hirte der Kirche nicht mehr sich selbst, nicht mehr seiner früheren Diözese, nicht mehr seinem früheren Orden und auch nicht dem Land angehört, aus dem er stammte. Aus diesen Wahrheiten des Petrusamts, die uns in der Schrift und in der Tradition erschlossen werden, ergeben sich mehrere Konsequenzen, derer sich der nächste Papst bewusst sein muss. Um deutlich zu machen, dass er keinem irdischen Souverän unterworfen, sondern selbst ein Souverän aus eigenem Recht ist, sollte der nächste Papst unmittelbar nach seiner Wahl seinen Pass und andere Nachweise seiner nationalen Zugehörigkeit an die öffentlichen Behörden seines Herkunftslandes zurückgeben. Die vatikanische Diplomatie hat über hundert Jahre lang beharrlich daran gearbeitet, die Unabhängigkeit des Petrusamts von weltlichen Mächten zu gewährleisten. Die Päpste müssen diesen Punkt durch ihr Verhalten bekräftigen. In gleicher Weise kann sich ein Papst auch nicht, selbst in seiner pastoralen Arbeit, von seinem Amt lösen, als wäre er manchmal „Papst X“ und manchmal „Priester Y“. Solange ein Mann das Petrusamt innehat, ist er immer und überall ausschließlich „Papst X“. Ferner stellt die Einzigartigkeit des Petrusamts hohe Erwartungen an die Selbstdisziplin des Mannes, der es innehat. Deshalb muss der nächste Papst darauf achten, sich nicht so zu äußern, dass seine persönliche Meinung mit der offiziellen Lehre der Kirche verwechselt wird. Ein päpstlicher Sinn für Humor ist hochwillkommen – und ebenso hochwillkommen ist eine selbstdisziplinierte Rücksicht auf das, was das Ansehen des Papstes betrifft. Johannes Paul II. und sein Pressesprecher, Joaquín Navarro-Valls, haben bewiesen, dass das, was Navarro als die „Dialektik“ zwischen dem Petrusamt und der Presse bezeichnete, der evangelikalen Sendung der Kirche förderlich sein kann. Mit einem ausreichenden Maß an harter Arbeit und Geschick vermag das Presseamt des Heiligen Stuhls der Stimme des Bischofs von Rom eine größere Reichweite zu verleihen, sodass er das Gebot des Herrn erfüllen und „seine Brüder stärken“ kann (vgl. Lk 22,32). Diese Interaktion sollte jedoch immer evangelikalen und pastoralen Zwecken dienen. Deshalb sollte der nächste Papst, wenn er mit den Medien interagiert, darauf achten, nie auf sich selbst, sondern immer über sich selbst hinaus auf Christus und das Evangelium zu verweisen. Theoretisch können päpstliche Pressekonferenzen nützlich sein; es besteht jedoch die Gefahr – die der nächste Papst sorgfältig abwägen sollte –, dass damit Klischees bedient werden, die den Bischof von Rom als Supermanager einer internationalen NGO darstellen. Überdies kann es sich für die Neuevangelisierung nachteilig auswirken, wenn der Papst sich in der medial (und digital) geprägten Welt des 21. Jahrhunderts so oft zu Wort meldet, dass die eigentliche Botschaft des Bischofs von Rom, des „ersten Zeugen“ für das Evangelium und seine Kraft, darüber an Wirkung verliert. Dieselbe Abschwächung des Zeugnisses kann sich einstellen, wenn ein Papst derart harsche Aussagen über andere trifft, dass er damit sowohl seiner eigenen christlichen Würde als auch der Würde derer Abbruch tut, die er kritisiert. Als „erster Zeuge“ der Kirche muss der Papst auch darauf achten, dass sein einzigartiges Zeugnis nicht mit den Programmen derjenigen verwechselt wird, die die Autorität und das Image des Petrusamts für ihre eigenen Ziele vereinnahmen wollen. Dass ein Papst in dieser Hinsicht Selbstdisziplin übt, ist in Zeiten des Internets und der sozialen Netzwerke besonders wichtig, da es für sozial engagierte Aktivisten oder Politiker vergleichsweise leicht ist, ein schnelles Papst-Selfie für ihre eigenen Zwecke zu benutzen – die vielleicht nicht den Zielen der Kirche oder des Evangeliums entsprechen. Die Notwendigkeit päpstlicher Selbstdisziplin legt es auch nahe, Absprachen aufzukündigen, aufgrund deren bestimmte Pressevertreter behaupten können, „die Sichtweise des Vatikans wiederzugeben“. Nur der Papst und sein offizieller Pressevertreter sollten diesen Anspruch erheben, denn nur sie sind dazu bevollmächtigt. kath.net Buchtipp Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:
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