Der heilige Josef und die Schwestern von Goldenstein

23. Dezember 2025 in Spirituelles


Predigt zum 4. Adventsonntag 2025 - Von Dechant Ignaz Steinwender


Salzburg (kath.net)                       

Wir sind unterwegs durch den Advent. In der Adventszeit werden uns verschiedene adventliche Gestalten in den Lesungen vorgestellt, die uns den Weg weisen zum Weihnachtsereignis. Am vierten Adventsonntag haben wir im Evangelium vom Heiligen Josef gehört. Von ihm wissen wir wenig. Er war gerecht, er wollte Maria nicht bloßstellen, er dachte über die Geschehnisse nach. Josef war fähig, im Traum durch den Engel den Auftrag Gottes zu erkennen. Als er erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte. So wurde Josef auserwählt, Beschützer von Maria und vom Sohn Gottes zu werden, die größte Verantwortung, die je ein Mensch auf Erden innehatte.

Schützen ist eine Berufung

Bei einer jüngst stattgefundenen Ausmusterung eines Polizistenlehrganges habe ich einen Gedanken im Blick auf Weihnachten formuliert, dass es faszinierend ist, dass Gott als Kind auf die Welt kommt und sich unter den Schutz von Menschen begibt. Damit ist auch ausgedrückt, dass ein Christ die Aufgabe des Schützens, wie sie Eltern, Paten, aber auch alle Vorgesetzten sowie Politiker und natürlich Polizisten haben, als Berufung sehen kann, sogar als Auserwählung, in Verantwortung vor Gott diese schützende Aufgabe wahrzunehmen.

Heute ist vieles, vor allem auch viele Kinder schutzlos Entwicklungen, Strömungen und Vereinnahmungen ausgesetzt oder sogar ausgeliefert. Beim Nachdenken über adventliche Gestalten in dieser dramatischen Zeit sind mir die drei Schwestern von Goldenstein in den Sinn gekommen, die jüngst mediales Aufsehen erregt haben. Sie wurden ins Altenheim transferiert, sind dann aber wieder in ihr Kloster zurückgekehrt, in dem sich auch eine Schule befindet, die sie jahrzehntelang geführt haben. Es gab viele Diskussionen darüber, ob dies ein Ungehorsam sei, wobei man auch die Frage stellen kann, ob hier die Aussage des Apostels Petrus anwendbar sei, der sagte, man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Adventbotschaft der Schwestern von Goldenstein

Ich möchte hier, ohne zu werten, den geistlichen Aspekt betrachten. Die Schwestern sind in ihr Kloster zurückgekehrt, um das zu tun, was sie vor vielen Jahren, ja sogar Jahrzehnten dem Herrn versprochen haben. Die Schwestern haben ein Gelübde abgelegt, in dem es darum geht, Gott im Ordensstand als Augustinerschwester zu ehren, durch ein Leben in der Gemeinschaft, durch die Ordenstracht und das Chorgebet, durch ihr Gebetsleben und besonders durch den Dienst an den Kindern. Sie tun das weiter so lange und so gut sie es können. So beten sie täglich für die Kinder und auch um Berufungen. Das ist eine große Treue und es sollte uns Christen auch klar sein, dass diese Lebensweise der Schwestern gerade im letzten Abschnitt ihres Lebens noch wichtiger ist. Wenn man auf den Herrn zugeht, dann ist doch die letzte Wegstrecke, das Finale entscheidend!

Unabhängig von verschiedenen Fragen, die sich in den letzten Wochen gestellt haben, sollte für jeden Christen doch ganz klar sein: Wenn drei Schwestern in ihrem Kloster ein Ordensleben führen im gemeinsamen Gebet, dann dient das doch der Verherrlichung Gottes und ist ein Segen für die Kinder und für den Ort. Wenn drei Schwestern in ihrer Klausur ein Gebetsleben führen, dann ist das ein Segen für die Kirche, weil hier eine lebendige Zelle ist und es ist natürlich ein Segen für die Ordensgemeinschaft.

Wer schützt wen?

Die Schwestern haben viele Helfer und Menschen angezogen, die ihnen auf verschiedene Weise beistehen. Gleichzeitig haben sie mit kirchlichen Kritikern zu tun. Es entsteht die Frage: Bräuchten sie nicht auch den Schutz ihrer Oberen, damit ihr Zeugnis für den unschätzbaren Wert eines Lebens, das sich ganz an Gott verschenkt hat, weiter bestehen kann? 

Ich denke mir oft, ob uns nicht Gott durch diese Schwestern etwas sagen will. Sind diese Schwestern vielleicht adventliche Boten gerade in dieser Zeit.

Jedenfalls haben sie einen medialen Stein ins Rollen gebracht, vielleicht ist es ein goldener Stein, ein Stein des Anstoßes, der zu einer Wende führt oder eine Same ist für die kommende Zeit. Oder könnte man sogar sagen, dass Gott durch diese Schwestern die Kirche davor schützen möchte, in einem immer weltlicheren Denken ohne Vertrauen auf die göttliche Vorsehung zu verharren? Vielleicht braucht es diesen medialen Sturm um die Schwestern, um den Blick für das Wichtigste, die Beziehung zu Gott, wieder zu schärfen.

Was sagt uns Gott?

Gott könnte damit den Verantwortlichen in der Kirche sagen: Tut, was Gott euch sagt! Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen, schützt das kostbare Glaubensgut, schützt aktiv das Leben der Menschen, auch der Ungeborenen, schützt die Familien, wisst euch verantwortlich für das Heil der Seelen. Schützt die heiligen Orte und schützt das Weihnachtsfest! Betet unaufhörlich für die Kinder und um Berufungen und mobilisiert zum Gebet!

Gott könnte uns Christen dadurch sagen. Tut, was ER euch sagt: Er könnte den Eltern sagen: tut an den Kindern, was ihr bei der Taufe versprochen habt; und den Tauf- und Firmpaten: nehmt eure Aufgabe ernst und begleitet die Kinder im Glauben; und den Ehrpartnern, tut und erneuert, was wir damals versprochen habt; er könnte uns allen sagen: Lebt einen lebendigen Glauben! Folgt Eurem Gewissen! Tut, was ER euch sagt in den ganz gewöhnlichen Pflichten des Alltags bis hinauf zur hohen Politik.

Der heilige Josef ist, abgesehen von Maria, der „mächtigste“ und am meisten verehrte Heilige. Maria sagte zum Engel: Mir geschehe wie du es gesagt hast. Josef tat, was Gott ihm durch den Engel sagen ließ. Dann ist Weihnachten geworden.

Bitten wir Maria und den Heiligen Josef für die ganze Kirche, für alle Kinder, für die Schwestern von Goldenstein und ihr Vorgesetzten und für uns alle um ihren Beistand, damit wir tun können, was wir versprochen haben damit wir tun können, was ER uns im Gewissen sagt . Dann wird Weihnachten! Gesegnete Weihnachten!


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