17. Oktober 2025 in Kommentar
Mitgliederstarke GAFCON gibt Einheit mit Anglikanischer Gemeinschaft auf – Letzter Stein des Anstoßes: Designierung von Sarah Mullally zum Erzbischof von Canterbury und damit zum Primas der Anglikanischen Gemeinschaft weltweit. Von Petra Lorleberg
Canterbury (kath.net/pl) Es ist bitter, die weitere Zersplitterung der Christen der anglikanischen Bekenntnisse in verschiedene Untergruppen verfolgen zu müssen. Manche möchten dabei wohl sogar an den alten Spruch „Einmal Spaltpilz, immer Spaltpilz“ denken, denn der Beginn der Anglikaner war mit der Einführung der Reformation in England durch König Heinrich VIII. und seinen unseligen sukzessiven Eheschließungen (dabei kam es zu damals äußerst schwierigen Scheidungen, sogar zu Hinrichtungen, denn er rang mit dem Problem, die Thronfolge mit einer ausreichenden Anzahl von Söhnen sichern zu müssen) – mancher mag sich ehrenhaftere Gründe für eine Einführung der Reformation in einem Land wünschen.
Am 3. Oktober wurde Sarah Mullally (Foto) designiert zum 106. Erzbischof von Canterbury, damit verbunden ist, dass sie damit Primas der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft wird. Allerdings trägt Mullally deutlich heterodoxe Ansichten in ihrem Gepäck, die allerungenießbarste darunter ist ihr Standpunkt zum Lebensschutz: viele stufen sie als Abtreibungsbefürworterin ein. Für eine dezidiert bibeltreue reformatorische Gemeinschaft von Christen sind solche heterodoxen – nicht durch die biblische Lehre absicherbaren – Ansichten selbstzersetzendes Gift. Denn wenn eine solche bibelorientierte Christengemeinschaft die Bibel verlässt, dann hat sie am Ende absolut nichts mehr, das ihren Lehren inhaltliche Orientierung geben könnte, sondern die Anerkennung aller Wahrheit und aller Dogmen steht und fällt künftig mit zeitgeistig-populistischen Mehrheitsmeinungen.
Am 16. Oktober, also zwei Wochen nach der Bekanntgabe der Berufung Mullallys hat die „Global Fellowship of Confessing Anglicans“ (GAFCON), der weltweite Zusammenschluss bekenntnistreuer Anglikaner, bekanntgegeben, dass der Verband mit seinen weltweit etwa 42 Millionen Mitgliedern sich von der Anglikanischen Gemeinschaft lossagt, in einer Erklärung wird u.a. erläutert:
Mit dieser Entwicklung verbunden ist auch der Führungsanspruch der GAFCON. Der derzeitige Vorsitzende der GAFCON, Erzbischof und Primas der Anglikanischen Kirche von Ruanda, Laurent Mbanda, weist in dieser von ihm unterzeichneten Erklärung eigens darauf hin:
Die GAFCON wurde 2008 für bekenntniskonservative Anglikaner gegründet.
Manche unter uns Katholiken mögen es als bemerkenswert empfinden, dass diese Entwicklung zeitgleich mit den jüngsten Entwicklungen rund um den Konvertiten aus dem Anglikanismus, John Henry Kardinal Newman (1801-1890) erfolgen: Newman, der ein großer Kenner der anglikanischen Theologie war, wird am 1. November 2025 von Papst Leo XIV. zum Kirchenlehrer erklärt werden.
Diese Erklärung der GAFCON im Original auf der GAFCON-Website: siehe Link.
Archivfoto: Designierter Erzbischof von Canterbury Sarah Mullally (c) Anglican Communion
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