Freu dich, Gott liebt dich

19. September 2025 in Kommentar


Oft bleibt unser Bild von Gottes Liebe eindimensional – wie eine flache Zeichnung. Wir haben gehört: „Gott liebt dich.“ Wir nicken, aber es bleibt Theorie. Doch Paulus spricht von Breite, Länge, Höhe und Tiefe - BeneDicta am Freitag - Von Linda Noé


Linz (kath.net)

Kennen Sie noch diese gelben Smiley-Sticker mit dem Spruch: „Freu dich, Gott liebt dich“? Ich erinnere mich gut, wie mir dieser Satz begegnet ist – damals, als ich noch ganz neu katholisch war. Ich fand das zunächst fast ein bisschen naiv. Irgendwie nett, freundlich, aber auch komisch: Das sollte nun für alle gelten? Für den letzten Verbrecher ebenso wie für mich? Was konnte eine solche Liebe schon wert sein, wenn sie unterschiedslos verteilt wurde?

Heute denke ich anders. Denn was hätte ich von einer Liebe, die ich mir verdienen müsste, durch Leistung, durch gutes Verhalten? Solche „Liebe“ wäre eigentlich ein Handel. Das Vertrauen in einen solchen Handel basierend auf meinem persönlichen „Gut-Sein“ ist mit meinen Lebensjahren weitgehend verschwunden, und Dankbarkeit über so etwas wie eine bedingungslose Liebe, sofern man sie erahnen kann, gewachsen. Auch Mutter zu werden hat mir das noch einmal neu gezeigt. Denn welche Mutter würde ihr Kind weniger lieben, nur weil es „schwierig“ ist? Liebe fragt nicht nach Noten oder nach Fehlerlisten. Liebe bleibt – gerade da, wo wir sie am meisten brauchen. Genau das macht sie aus, und sie ist sicherlich nicht weniger wert, weil sie sich so frei verschenkt, ganz im Gegenteil.

In Johannes 17,22- 23 betet Jesus zum Vater: „Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir“…. „ und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.“

 Jesus sagt nicht nur, dass Gott uns liebt, sondern dass der Vater uns genauso liebt wie ihn selbst, sondern uns dieselbe Herrlichkeit gegeben hat. Es müssten uns die Worte fehlen über solche Zusagen, all denen, die wir zu Jesus gehören. Wenn das nicht nur ein Satz im Kopf bleibt, sondern wirklich unser Herz erreicht, dann verändert es alles: unser Gottesbild, unser Vertrauen, unseren Glauben.

1. Gottes Liebe – größer als Wissen

Paulus greift diesen Gedanken in Epheser 3 auf. Er betet, dass wir „die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt“ (Eph 3,19). Das klingt zunächst widersprüchlich: Wie soll man etwas erkennen, was über Erkenntnis hinausgeht?

Gnosis meint das reine Kopfwissen, die verstandesmäßige Erkenntnis.

Ginosko dagegen bedeutet Erfahrungswissen, also ein persönliches Erleben.

Paulus sagt: Wir können die Liebe Gottes nicht allein begreifen – wir müssen sie erfahren. Es reicht nicht, darüber zu lesen oder zu hören. Sie muss unser Herz erreichen.

2. Mehrdimensional statt eindimensional

Oft bleibt unser Bild von Gottes Liebe eindimensional – wie eine flache Zeichnung. Wir haben gehört: „Gott liebt dich.“ Wir nicken, aber es bleibt Theorie.

Doch Paulus spricht von Breite, Länge, Höhe und Tiefe (Eph 3,18). Gottes Liebe ist mehrdimensional. Sie umfasst:

Breite: Sie gilt allen Menschen, ohne Ausnahme.

Länge: Sie hört niemals auf, sie trägt durch die Zeit bis in die Ewigkeit.

Tiefe: Sie reicht in unsere dunkelsten Momente hinein, dorthin, wo wir uns verloren fühlen.

Höhe: Sie erhebt uns bis in die Gemeinschaft mit Christus selbst.

3. Die Auswirkung: Erfüllt mit Gott

Paulus schließt: Wer diese Liebe erfährt, wird „erfüllt mit der ganzen Fülle Gottes“. Mit anderen Worten:

Ein Mangel an Freude, Friede, Vertrauen – das liegt oft nicht daran, dass wir zu wenig leisten, sondern dass wir zu wenig von Gottes Liebe erfahren.

Wo wir seine Liebe tief im Herzen begreifen, da wächst Vertrauen. Da wird Glauben leicht. Da strahlt Freude auf, die nicht von Umständen abhängt.

4. Anwendung für uns

Im Gebet: Nicht nur bitten und selbst sprechen, sondern still werden, wirklich hören und seine Liebe empfangen. Besonders auch in der Heiligen Messe und in der Anbetung.

Im Wort Gottes: Bibelverse über seine Liebe laut lesen, meditieren, im Herzen bewegen.

Im Alltag: Momente suchen, in denen wir Gottes Liebe ganz bewusst wahrnehmen – in der Schöpfung, in Begegnungen, in kleinen Zeichen der Treue.

Durch den Heiligen Geist: Römer 5,5 sagt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ Wir dürfen Ihn konkret darum bitten, diese Liebe auch wirklich erfahren zu dürfen.


© 2025 www.kath.net