Liturgiestreit in indischer Ostkirche offenbar gelöst

29. Juni 2025 in Aktuelles


Syro-Malabarischer Großerzbischof Thattil veröffentlicht Rundschreiben - In Dialog mit rebellierenden Priestern und Laien erzielte Beschlüsse sollen "Frieden" innerhalb der mit Rom verbundenen Kirche wiederherstellen.


Neu-Delhi/Kochi (kath.net/ KAP) 
Der jahrelange Liturgiestreit in der mit Rom verbundenen Syro-Malabarischen Kirche in Indien scheint gelöst zu sein. Wie der Nachrichtendienst "Ucanews" (Freitag) berichtet, haben Großerzbischof Raphael Thattil und der seit Jahresbeginn für die De-facto-Leitung der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly verantwortliche Erzbischof Joseph Pamplany im Dialog mit rebellierenden Priestern und Laien einen Beschluss erzielt, der "den Frieden" innerhalb der Kirche wiederherstellen soll. So jedenfalls heißt es in einem von Thattil kurz vor dem für die Gläubigen der syro-malabarischen Kirche besonders bedeutenden Thomasfest am 3. Juli veröffentlichten Rundschreiben.
Anlass des Konflikts boten neben Personalfragen vor allem von der Synode der Ostkirche 2021 erneut beschlossene Punkte zur Vereinheitlichung der Feier der "Heiligen Qurbana", also des Gottesdienstes im syro-malabarischen Ritus. Konkret geht es um die Rubriken, also die Anweisungen für Priester zur Feier der Liturgie. In der vereinheitlichten Form wendet sich der Priester im Wortgottesdienst dem Volk zu, die Eucharistie aber zelebriert er mit Blick auf den Altar und dem Rücken zur Gemeinde. Genau das lehnen zahlreiche Priester und Laien in der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly - der wichtigsten Erzdiözese der syro-malabarischen Kirche - ab und bestehen darauf, dass die Priester alle Teile der Liturgie den Gläubigen zugewandt feiern.

Die nun verkündete Ausnahmeregelung sieht vor, dass in den Pfarren der Erzdiözese an Sonn- und Feiertagen wenigstens ein Gottesdienst in der von der Synode 2021 beschlossenen einheitlichen Form gefeiert wird und diese Form auch die offizielle Liturgie ist. Den Priestern der Erzdiözese ist es aber grundsätzlich erlaubt, Gottesdienste in allen Teilen mit dem Gesicht zu den Gläubigen zu feiern. Die Erzdiözese habe "große Schmerzen wegen des Liturgiestreits erlitten", erklärte Thattil laut "Ucanews". Er äußerte die Hoffnung, dass die Beschlüsse "uns helfen werden, in gegenseitigem Vertrauen, Einheit in der Kirche und Versöhnung zu wachsen".
Unter Berücksichtigung der pastoralen Situation der Pfarre, in der sie tätig sind, können auch neugeweihte Priester von der Feier der von der Synode genehmigten Messe dispensiert werden. Dies war zuletzt einer der Streitpunkte gewesen, weil sich angehende Priester vor ihrer Weihe verpflichten mussten, die Liturgie nur nach der vereinheitlichten Form zu feiern. Im aktuellen Rundschreiben wird auch erklärt, dass Fälle von Priestern, die mit kanonischen Maßnahmen im Zusammenhang mit den liturgischen Streitigkeiten konfrontiert sind, unter Berücksichtigung der einschlägigen kirchenrechtlichen Bestimmungen geschlichtet werden sollen.

Die Lösungsvorschläge wurden laut Erzdiözese Ernakulam-Angamaly sowohl von der Synode der syro-malabarischen Kirche als von der vatikanischen Ostkirchenbehörde genehmigt. Kuriakose Mundadan, Sekretär des Priesterrats in der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly, erklärte in einer Stellungnahme vom Freitag, dass "die Priester und Laien die Konsensformel zur Wiederherstellung von Frieden und Harmonie in der Erzdiözese akzeptiert haben". Entscheidend sei gewesen, dass die Kirchenleitung anders als zuvor den Dialog gesucht habe. Auch das "Archdiocesan Movement for Transparency" (AMT), eine Vereinigung von Priestern, Ordensleuten und Laien, die die Proteste angeführt hatte, erklärte laut "Ucanews" in einer separaten Stellungnahme, dass sie das Rundschreiben "akzeptiere".
Die syro-malabarische Kirche ist die zweitgrößte katholische Ostkirche. Sie ist eine von zwei katholischen Ostkirchen, die auf die ersten Christen in Indien zurückgehen, die sich auf den Apostel Thomas berufen, und feiert ihre Liturgie nach dem ostsyrischen Ritus. Im Zuge der Liturgiereform der Westkirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) hat auch die Syro-malabarische Kirche zunächst den Wechsel der Zelebrationsrichtung zum Volk hin eingeführt.

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