6. Mai 2025 in Spirituelles
Der Aufschrei von Kardinal Joseph Zen/Hongkong gegen die synodale Abweichung
Vatikan (kath.net/Silere non possum) Mit klaren und direkten Worten hat Kardinal Joseph Zen Ze-kiun SDB während der vorbereitenden Generalkongregationen für das Konklave im neuen Synodensaal das Wort ergriffen. Dabei zeichnete er eine scharfe, aber klare Analyse der Richtung, die der synodale Prozess unter dem Pontifikat von Papst Franziskus eingeschlagen hat. In einem bemerkenswert offenen und tiefgründigen Beitrag betonte der Kardinal die Notwendigkeit, auf die Vergangenheit zu schauen, um den Weg in die Zukunft zu finden – ohne der Versuchung zu erliegen, sich dem „Geist der Welt“ anzupassen.
„Ohne bei den (unerklärlicherweise tolerierten) Fällen von Kardinal McCarrick, dem Priester Rupnik oder anderen Klerikern, die von der weltlichen Justiz verurteilt wurden, stehenzubleiben, können wir einen schlecht beratenen Versuch nicht übersehen: die Anpassung an den Geist der Welt anstatt ihn mit Entschiedenheit zu bekämpfen. Dieser Vorwurf ist schwerwiegend, aber die Realität scheint offensichtlich zu sein, wenn man das Schicksal der letzten Bischofssynoden betrachtet, insbesondere in der noch nicht abgeschlossenen Geschichte der Synode über die Synodalität.“
Zen begann seine Rede mit einer Erinnerung an den echten und traditionellen Wert von Synoden – oder Konzilien, wie er präzisierte –, Instrumente, durch die der Heilige Geist stets die Kontinuität der heiligen Überlieferung in der Kirche gewährleistet habe. In Bezug auf das Motu proprio Apostolica sollicitudo von Papst Paul VI. erkannte der Kardinal die ursprüngliche Absicht an, eine gewisse Kontinuität mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu wahren, indem die bischöfliche Kollegialität als autoritative Unterstützung für den Papst praktiziert wurde. Er erinnerte an die Früchte jener Zeit: Evangelii nuntiandi, Catechesi tradendae, Sacramentum caritatis, Verbum Domini. Doch, so fuhr er fort, habe sich unter Papst Franziskus der Ansatz grundlegend geändert. Mit der Apostolischen Konstitution Episcopalis communio, die „viermal länger“ sei als das Dokument Pauls VI., habe der Papst die bisherigen Normen abgeschafft und die Mitglieder, Ziele und Verfahren der Synode tiefgreifend verändert. „Doch die jüngste Synode ist sogar über Episcopalis communio hinausgegangen“, warnte der Kardinal.
Zen konzentrierte sich besonders auf die veränderten Ziele der Synode. Er unterstrich, dass der Fokus sich von der Bewahrung des Glaubens und der kirchlichen Disziplin ausschließlich auf die „Evangelisierung der heutigen Welt“ verschoben habe, wie es in der neuen Konstitution vorgesehen sei. Er zitierte can. 342 des Codex des kanonischen Rechts, der die Synode als Ort der Beratung und Unterstützung des Papstes im Gehorsam gegenüber der Lehre und den Sitten der Kirche definiert. Doch jetzt, so klagte er, gehe es nur noch ums „Verändern“. „In den von Papst Franziskus geleiteten Synoden ging es darum, zu verändern, zu verändern, zu verändern. Wir haben das gesehen bei der Familiensynode (Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene), bei der Jugendsynode (wo Verwirrung gefördert wurde), bei der Amazonassynode (viri probati und Angriff auf den priesterlichen Zölibat). Und nun bei der Synode über die Synodalität: Sexualmoral, LGBTQ, Machtstruktur, Frauendiakonat, lehrmäßige Autonomie der Bischofskonferenzen, synodale Kirche …“
Der Kardinal kritisierte auch die verwendeten Verfahren, insbesondere die sogenannte „geistliche Konversation“, die er als kanadisch-jesuitische Methode bezeichnete, eher geeignet zur Beruhigung der Gemüter als zur echten Unterscheidung. „Auf Überraschungen des Geistes warten? Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat und euch jetzt erst die Wahrheit sagt?“ In Bezug auf den derzeitigen Stand der Synode über die Synodalität merkte er an, dass diese, obwohl sie 2021 begonnen habe und scheinbar abgeschlossen sei, in Wirklichkeit weiterlaufe – ohne Klarheit darüber, wer das Abschlussdokument verfasst habe und wie die vorgeschlagenen Änderungen bewertet wurden. „Dennoch wurde es vom Papst angenommen und als Teil seines Lehramtes vorgestellt. Die Anweisung lautet, es zu studieren und experimentell umzusetzen. Die Ergebnisse sollen bei den ad limina-Besuchen vom Papst bewertet werden. Dieses Verfahren droht, uns der anglikanischen Praxis anzunähern. Wird es möglich sein, nach Jahren des Experimentierens zurückzurudern? Wie soll die Einheit der katholischen Kirche gewahrt bleiben?“
Zum Schluss wandte sich der Kardinal direkt an die wahlberechtigten Kardinäle des kommenden Konklaves: „Die Wähler des zukünftigen Papstes müssen sich bewusst sein, dass er die Verantwortung haben wird, die Fortsetzung des synodalen Prozesses zu ermöglichen oder ihn entschlossen zu beenden. Es geht um Leben oder Tod der von Jesus gegründeten Kirche.“ Kardinal Zen, emeritierter Bischof von Hongkong, gab damit einer tief empfundenen Sorge Ausdruck, die nicht wenige Mitglieder des Kardinalskollegiums teilen: dass die Synodalität – wenn sie sich von der Überlieferung und der Treue zum Glaubensgut löst – eher zu einem Werkzeug der Spaltung als der Gemeinschaft werden könnte. Seine Worte, erfüllt von Liebe zur Kirche und Verantwortungsbewusstsein, werden gewiss ein prägender Beitrag in der Debatte vor dem kommenden Konklave bleiben.
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