2. Jänner 2025 in Chronik
Der Milliardär unter der Lupe: Welche Werte er hochhält, was seine Prioritäten sind, und wie sich das alles zur Lehre der katholischen Kirche verhält.
New York (kath.net / pk) Elon Musk – für die einen ein rotes Tuch, ein Freak, ein schillernder Visionär, für andere eine Ikone der Meinungsfreiheit. Wie sich das Denken des Milliardärs und Unternehmers zur katholischen Soziallehre verhält, wurde in einem aktuellen Artikel des „National Catholic Register“ (NCR) beleuchtet.
„Um die Bedeutung seiner überragenden Rolle im amerikanischen Leben zu verstehen, müssen Katholiken seine Überzeugungen und seinen Charakter sowie sein Engagement für die Redefreiheit und seine Beteiligung an den Bemühungen der kommenden Administration um eine Verkleinerung der Regierung unter die Lupe nehmen“, schreibt Peter Laffin im NCR.
Bedeutend ist Musks Rolle als Leiter des neu gegründeten Effizienz-Departments (Department of Government Efficiency, kurz: DOGE), das er zusammen mit dem Unternehmer Vivek Ramaswamy führen wird. Es ist keine Bundesbehörde, sondern nur ein Beratungsgremium. Schon jetzt hat Musk angekündigt, ineffiziente Abteilungen zu schließen und Einsparungen in der Höhe von zwei Milliarden Dollar zu ermöglichen.
Aus der Perspektive der katholischen Soziallehre sind solche Bestrebungen gut, solange sie eine Priorität auf die bevorzugten Behandlung der Armen legen, erklärt Joseph Kaboski, Professor für katholische Lehre und Wirtschaft an der Universität von Notre Dame. „Die katholische Soziallehre würde diese Dinge im Prinzip unterstützen, weil sie zum Gemeinwohl beitragen“, sagte er dem Register.
Die Bischöfe hätten betont, „dass Budgets moralische Dokumente sind, die unsere Prioritäten widerspiegeln“, erklärte er. Bei jeglichen Budget-Kürzungen würden sich die US-amerikanischen Hirten auf die Seite der Armen und Benachteiligten stellen, wie sie es auch bis jetzt getan haben. „Sie wollen also sicherstellen, dass die Programme für die Bedürftigen geschützt werden.“
Ein weiterer Aspekt sei, ob das DOGE-Projekt mit dem Subsidiaritätsprinzip übereinstimme, das besagt, dass Entscheidungen und Zuständigkeiten auf der niedrigstmöglichen Ebene angesiedelt sein sollten. Wenn nun Behörden abgeschafft werden, welche die Arbeit von kommunalen Körperschaften negativ beeinflussen, erschweren oder behindern, würde dies in Einklang mit der katholischen Soziallehre sein.
„Sollte die DOGE der Trump-Administration raten, beispielsweise das Bundesbildungsministerium abzuschaffen - eine Idee, für die sowohl Musk als auch Ramaswamy Offenheit signalisiert haben -, würde dies als ein Sieg für das Subsidiaritätsprinzip angesehen werden“, schreibt Laffin.
Ein wichtiger Wert für Musk ist „free speech“, die freie Meinungsäußerung. „Die freie Meinungsäußerung ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, schrieb Musk nach seiner Übernahme der Social-Media-Plattform im Jahr 2022.
Dies ist für Katholiken von Bedeutung, da unter der vorherigen Eigentümerschaft von X Inhalte, die sich etwa für den Lebensschutz einsetzten, scheinbar willkürlich zensiert und entsprechende Konten häufig ohne Grund gesperrt wurden.
Im Januar 2021 entfernte Twitter ohne Erklärung Tausende von Followern von Pro-Life-Konten. Der Susan B. Anthony Pro-Life America-Account verlor zwölf Prozent seiner Follower durch die Löschung. In der Zwischenzeit wuchsen die Konten der Abtreibungsbefürworter zu Tausenden weiter.
Das frühere Twitter-Regime bannte auch Katholiken, die sich zu biblischen Ansichten über die Natur von Sex und Gender austauschten. Ebenfalls Anfang 2021 sperrte Twitter das Konto von „Catholic World Report“, weil dieser Rachel Levine, die stellvertretende Sekretärin für Gesundheit im Gesundheitsministerium, als „biologischen Mann, der sich als Transgender-Frau identifiziert“, bezeichnet hatte.
Eine Studie der Media Research Group (MRC) ergab zwar 2023, dass es nach wie vor Zensur auf X gibt, führt dies jedoch auf eine interne Revolte gegen Musk von Seiten mancher progressiv eingestellter Mitarbeiter zurück. „Dank Elon Musk können Katholiken in den sozialen Medien wieder die grundlegende Wahrheit verkünden, dass Männer Männer sind und Frauen Frauen“, sagte MRC-Präsident Brent Bozell dem Register. „Große Tech-Unternehmen sind so woke, wie sie nur sein können, aber Elons Bemühungen haben X zu einer Plattform gemacht, auf der wir die Fakten nennen können, ohne zensiert zu werden.“
Musk bestont, dass seine politischen Aktivitäten vom Wunsch motiviert sind, den Wokeism zu zerstören. Dies hat auch einen sehr persönlichen Hintergrund: Der 20-jährige Sohn von Elon Musk, Xavier Alexander, bezeichnet sich nach einer Geschlechtsumwandlung als Frau mit dem Namen Vivian Jenna Wilson, und will keinerlei Kontakt mehr mit seinem Vater haben.
Wie ist Elon Musks Haltung zur Abtreibung? Im Herbst 2024 vertrat er während des Wahlkampfs den Standpunkt, dass eine Abtreibung vor dem Zeitpunkt der Lebensfähigkeit des Fötus zulässig sei. „Meine Meinung ist, dass ein Baby, das außerhalb des Mutterleibs überleben kann, nicht abgetrieben werden darf“, sagte er. Wenn man ein Baby abtreibe, das außerhalb des Mutterleibs überleben könne, dann sei dies keine Abtreibung, sondern Mord, sagte Musk wörtlich.
Andererseits finanzierte er im Rahmen des Wahlkampfs eine Organisation, die Werbung für Trumps Unterstützung für „vernünftige Ausnahmen“ machten, wo eine Abtreibung möglich sein müsse, etwa Vergewaltigung, Inzest oder wenn das Leben der Mutter gefährdet sei. Rund 20,5 Millionen Dollar soll Musk der Organisation zur Verfügung gestellt haben, die u. a. Trumps Versprechen, kein nationales Abtreibungsverbot zu unterzeichnen, anpries.
Der 53-jährige Milliardär hat insgesamt zwölf Kinder. Er war mit zwei Frauen verheiratet und mit einer liiert. Er sieht sich als keiner Religion zugehörig, aber aus seinen Aussagen geht hervor, dass er den Werten des Christentums sehr nahe steht.
Charles Camosy, Professor für medizinische Geisteswissenschaften an der Creighton University School of Medicine, meint dazu: „Wir müssen aufpassen, dass das Erreichen unserer Ziele durch säkulare Politik nicht zu einer Art Götze wird, der uns dazu zwingt, in grundlegenden Fragen des Glaubens und der Moral zu kapitulieren oder wegzuschauen.“
Es gehe darum, „so entschlossen wie möglich für die Wahrheit einzutreten und uns dem politischen Götzendienst zu widersetzen, aber wir sollten dies auf eine Art und Weise tun, die eine vernünftige Chance für einen Dialog und ein Engagement mit denjenigen schafft, von denen wir hoffen, dass sie ihre Meinung und ihre Herzen ändern und zu Verteidigern der Schwächsten werden.“
Ein weiteres umstrittenes Unternehmen, in das Musk verwickelt ist, ist seine Rolle bei der Einführung der Ära des Transhumanismus – der Überzeugung, dass sich der Mensch mit Hilfe von Wissenschaft und Technologie über seinen derzeitigen körperlichen und geistigen Zustand hinaus entwickeln kann.
Musks Firma „Neuralink“ implantierte Anfang 2024 erstmals einem Patienten einen Gehirnchip, der es ihm ermöglichte, einen Computercursor allein durch seine Gedanken zu bewegen. Hier bestehen durchaus Bedenken hinsichtlich der moralischen Implikationen, heißt es im Artikel des „Register“: „Die Vermischung von natürlichem und künstlichem Leben birgt zahlreiche Unbekannte und könnte die Ungleichheit zwischen den Menschen verschärfen, indem sie eine neue Elite ,fortgeschrittener‘ Menschen und eine ,nicht fortgeschrittene‘ Unterschicht schafft.“
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