14. September 2024 in Weltkirche
„Ich wurde in die Arme der seligen Jungfrau Maria aufgenommen“, sagt Svetlana Alliluyeva, die im Jahr 1982 in die katholische Kirche eintrat.
Moskau (kath.net / pk) „Mein Vater hätte mich für das, was ich getan habe, erschossen.“ So nüchtern und gleichzeitig realistisch soll sich Svetlana Stalin einmal gegenüber einem Redakteur der „National Review“ geäußert haben. Die 1926 geborene Tochter des Diktators Josef Stalin konvertierte in der Mitte ihres Lebens zum Katholizismus – nach vielen Um- und Irrwegen.
Ein Artikel im „National Catholic Register“ beleuchtet diese Phase ihres Lebens, die kaum jemand kennt. „Die Eucharistie hat mir das Leben geschenkt“, sagte sie später einmal,
Josef Stalin selber wuchs orthodox auf und lehnte den christlichen Glauben nicht nur ab, sondern setzte als Machthaber alles daran, das Christentum zu vernichten. Er schloss tausende von Kirchen, inhaftierte, folterte und tötete Christen. Sein Ziel war die Beseitigung von jeglicher religiösen Betätigung im Land. Unter anderem wurden während der sogenannten Säuberungen (1937-38) rund 170.000 russisch-orthodoxe Geistliche verhaftet, von denen die meisten erschossen wurden.
Seine Tochter Svetlana betont den Einfluss der marxistischen Ideologie. „Vielen Menschen fällt es heute leichter, sich [Stalin] als grobes physisches Monster vorzustellen“, sagte sie einmal. „In Wirklichkeit war er ein moralisches und geistiges Ungeheuer. Das ist viel erschreckender. Aber es ist die Wahrheit.“
Mit seinem Töchterchen ging Stalin liebevoll um. Als Kind sah Svetlana zu ihrem Vater als weisem Helden auf. Bei ihrer Geburt war ihr Vater bereits Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Alle Personen, die das Mädchen kennen lernte, sprachen positiv über Stalin. Erst viel später erfuhr sie, dass kaum jemand es wagte, Kritik auch nur zu flüstern.
Erste Zweifel bekam die junge Schülerin Svetlana, als Mitschüler ihr Zettel in die Hand drückten, deren Mutter oder Vater „verschwunden“ waren. Sie baten sie dringend, diese Botschaften an ihren Vater weiterzuleiten. Die Reaktion Stalins war kühl: Er wies Svetlana an, nicht als „Briefkasten“ zu fungieren.
Irgendwann bemerkte das Mädchen, dass einige ihrer eigenen Verwandten verschwanden. Wie so viele Russen vermutete Swetlana, dass Stalin entweder davon nichts wusste oder nichts machen konnte. Jahre später bekannte der Diktator jedoch offen, dass ihre Verwandten getötet worden waren, weil „sie zu viel wussten“.
Svetlanas erster Freund passte Stalin nicht, und er verurteilte ihn zum Gulag. Später, an der Moskauer Universität, erhielt sie einen Heiratsantrag von einem jungen jüdischen Mann. Stalin reagierte darauf mit den Worten: „Zur Hölle mit dir. Mach, was du willst.“ Er sagte ihr, dass sie ihn heiraten könne, aber nur unter der Bedingung, dass ihr Mann niemals sein Haus betreten dürfe.
Die beiden bekamen einen Sohn, aber ihre Ehe zerbrach schon nach wenigen Jahren. Kurze Zeit später heiratete sie den Sohn eines Mannes, der im Kreml einen hohen Posten innehatte. Josef war mit dieser Ehe einverstanden, aber auch sie endete recht schnell. Im März 1953 starb Stalin. „Mein Vater starb einen schweren und schrecklichen Tod“, schrieb Swetlana.
Es folgten Jahre des Reisens und der Suche. Svetlana nahm den Mädchennamen ihrer Mutter an, heiratete mehrfach, ließ sich wieder scheiden und wurde 1962 in der orthodoxen Kirche getauft. Zum Katholizismus fand sie 20 Jahre später, nachdem sie in England, der Schweiz, Georgien und den USA gelebt und zwei Bücher veröffentlicht hatte.
„Ich weiß nicht genau, in welchem Jahr Svetlana den katholischen Priester Giovanni Garbolino kennenlernte, der in den Vereinigten Staaten lebte, aber in Russland als Missionar tätig gewesen war, aber ihre Beziehung sollte ihr Leben verändern“, schreibt Matt Archbold im „Register“-Artikel. Svetlana sei von Father Garbolino zu einer Pilgerreise nach Fátima eingeladen worden und später habe er sie in Princeton (US-Bundesstaat New Jersey) besucht.
Unter der Anleitung des Priesters las Svetlana Bücher von katholischen Autoren und konvertierte am 13. Dezember 1982 zum katholischen Glauben. Svetlana schrieb über ihre Konversion: „Erst jetzt verstehe ich die wunderbare Gnade, die die Sakramente der Buße und der Heiligen Eucharistie bewirken… Früher war ich nicht bereit zu vergeben und zu bereuen, und ich war nie in der Lage, meine Feinde zu lieben. Aber seit ich jeden Tag zur Messe gehe, fühle ich mich ganz anders als früher.“
„Die Eucharistie hat mich lebendig gemacht“, sagte die 56-Jährige, die seit dem 6. Lebensjahr mutterlos aufgewachsen war. „Ich wurde in die Arme der seligen Jungfrau Maria aufgenommen. ... Wer sonst könnte meine Fürsprecherin sein als die Mutter Jesu? Sie zog mich plötzlich zu sich heran.“ Svetlana reiste immer wieder nach Europa und zog schließlich nach Oregon, wo eine ihrer Töchter lebte. Sie starb am 22. November 2011.
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