23. August 2023 in Weltkirche
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit würden zu Gegensätzen gemacht, ebenso Zuhören und Lehren. Tatsächlich hätten die rechtliche und die pastorale Dimension der Kirche das gleiche Ziel.
Vatikan (kath.net/LifeSiteNews/jg)
Raymond Kardinal Burke, der frühere Präfekt der Apostolischen Signatur, hat in einem Artikel auf seiner Internetseite Kritik an der „populistischen Rhetorik“ geübt, die sich auch in der Sprache von Papst Franziskus finde. Diese enthalte „Parolen einer Ideologie, die das ersetzt, was für uns unersetzbar ist: die Lehre und Ordnung der Kirche“.
In einem auf den 9. Mai datierten Artikel mit dem Titel „Ordnung und Lehre: Das Gesetz im Dienst von Wahrheit und Liebe“, der Anfang August auf seiner Internetseite veröffentlicht worden ist, beschreibt Burke die Aushöhlung der kanonischen Ordnung der Kirche. Seit der Periode kurz vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil und noch verstärkt in der Zeit nach dem Konzil seien die Grundlagen der kanonischen Ordnung der Kirche in Frage gestellt worden.
Die Krise habe die selben Wurzeln, welche eine moralische und kulturelle Revolution inspiriert hätten, die das Naturrecht, die Moral und das gesellschaftliche Leben zugunsten eines historischen Ansatzes in Frage gestellt hätten, der die Natur des Menschen und die Natur selbst neu definiert habe. An Stelle einer substantiellen Identität sei eine veränderliche Identität getreten, von der manche in naiver Weise angenommen hätten, sie verändere sich stets zum Besseren. Der so genannte „Geist des Konzils“, der eine politische Bewegung sei, die sich von der ewigen Lehre und Ordnung der Kirche getrennt hätte, habe die Situation noch verschärft, analysierte der Kardinal.
In den letzten Jahren seien das Gesetz und die Lehre der Kirche wiederholt in Frage gestellt worden, weil sie eine wirksame Pastoral unter den Gläubigen unmöglich machen würden. Vieles der Unordnung sei im Zusammenhang mit einer „populistischen Rhetorik“ über die Kirche und ihre Ordnung entstanden.
Es seien neue kirchenrechtliche Regeln veröffentlicht worden, welche nach Burkes Ansicht außerhalb der kanonischen Tradition stehe. Als Beispiel nannte er den Prozess der Annullierung einer Ehe. Diese betreffe eine Grundlage des Lebens in der Kirche und der Gesellschaft, nämlich Ehe und Familie.
In der Folge bezog sich Kardinal Burke auf verschiedene Stichworte, die jetzt in der Kirche in einer Weise verwendet würden, welche die ständige Lehre und Ordnung der Kirche zu ersetzen scheinen. Worte wie „Pastoral“, „Barmherzigkeit“, „Zuhören“, „Unterscheidung“, „Begleitung“ und „Integration“ hätten ihren Platz in der Lehre und Ordnung der Kirche. Sie würden aber jetzt in einer neuen Bedeutung und ohne Bezug zur Tradition verwendet, kritisierte Burke. Lehre und Ordnung der Kirche würden hingegen als „pharisäisch“ dargestellt, als kalte oder harte Reaktion auf Gläubige, die in irregulären Situationen leben würden. In dieser Sichtweise würden Barmherzigkeit und Gerechtigkeit als Gegensätze gelten, ebenso wie Zuhören und Lehren. Die Perspektive des ewigen Lebens werde zugunsten einer populären Sicht der Kirche aufgegeben, in der sich alle „zu Hause fühlen“ sollten, selbst wenn ihr tägliches Leben in offenem Widerspruch zur Wahrheit und Liebe Christi stehe.
Kardinal Burke scheute auch nicht zurück, Papst Franziskus als eine der Personen anzusprechen, welche die kritisierte „populistische Rhetorik“ verwenden. Sie gehöre zur Sprache von Franziskus, wenn dieser sich umgangssprachlich ausdrücke, beispielsweise bei Interviews im Flugzeug oder mit Nachrichtenmedien oder in spontanen Ansprachen an verschiedene Gruppen. Der Kardinal betonte dabei den Unterschied zwischen der Kritik an der Person Franziskus und am Papst. Kritik an Franziskus werde oft als Kritik am Heiligen Vater ausgelegt. Franziskus spreche oft als Person. Sogar in manchen Dokumenten weise Franziskus darauf hin, dass er keine lehramtliche Stellungnahme vorlege, sondern seine persönlichen Gedanken. Die Unterscheidung zwischen den „beiden Stimmen von Franziskus“ sei keine Respektlosigkeit gegenüber dem Papsttum, betonte der Kardinal.
Gleichzeitig warnte er davor, dass die unkorrekte Verwendung der „populistischen Rhetorik“ zur Verwirrung in der Kirche beitrage.
Eine authentische Interpretation des Verhältnisses zwischen Gesetz und Pastoral habe Papst Johannes Paul II. in seiner Ansprache an die römische Rota im Jahr 1990 gegeben. Johannes Paul II. habe festgestellt, dass die rechtliche und die pastorale Dimension in der Kirche auf Erden untrennbar miteinander verbunden seien. Sie seien in Harmonie, weil sie ein gemeinsames Ziel hätten, nämlich die Rettung der Seelen.
© 2023 www.kath.net