10. April 2023 in Kommentar
«Denn Christus ist auferstanden, wahrhaft auferstanden von den Toten.» Von Michael Hesemann.
Düsseldorf (kath.net)
2023 feiern wir Ostern, was ziemlich selten ist, an dem historisch korrekten Datum, dem 9. April. Da alle Evangelien darauf beharren, dass Jesus an einem Freitag gekreuzigt wurde, der zugleich der Vortrag („Rüsttag“) des jüdischen Pessachfestes war (das immer am 14. Nisan nach dem Mondkalender gefeiert wurde), kommen im fraglichen Zeitraum nur zwei Termine für den historischen Karfreitag infrage: Der 7. April 30 oder der 3. April 33 n.Chr. Da Jesus zur Zeit des Königs Herodes (+ 4 v.Chr.) geboren wurde und die Tradition besagt, dass er 33 volle Jahre wirkte, hält die Mehrheit der Exegeten den früheren Termin für den wahrscheinlicheren. Dafür spricht auch eine zweite Tradition, die besagt, dass die Jünger Jesu 12 Jahre lang im Land der Juden wirkten, bevor Petrus 42 n.Chr. vor der Verfolgung durch Herodes Agrippa nach Rom floh. Auch dadurch käme man auf 30 n.Chr. als Jahr des Ostereignisses.
Doch wie historisch verbürgt sind die Osterberichte der Evangelisten, ist ihre Schilderung vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi?
1. Die Protagonisten
Tatsache ist: Mindestens drei der Protagonisten der Osterberichte, der Statthalter Pontius Pilatus, der Hohepriester Kajaphas, aber auch Simon von Cyrene, der das Kreuz Jesu trug, sind archäologisch bezeugt.
Von Pilatus zeugt eine Inschrift, die italienische Archäologen 1962 in den Ruinen von Caesarea Maritima, dem Sitz des römischen Statthalters an der Mittelmeerküste, fanden. Sie stammt von einem nach dem Kaiser benannten Leuchtturm, dem „Tiberieum“, und nennt ausdrücklich „Pontius Pilatus, Praefectus Iudaea“ – Pontius Pilatus, Statthalter von Judäa. 2018 fand man in der Felsenburg des Herodes, dem „Herodium“ bei Bethlehem, einen Siegelring mit der griechischen Inschrift „Pilato“ – „des Pilatus“.
1990 stießen Archäologen im „Friedenswald“ im Süden von Jerusalem auf die prachtvolle Grabhöhle einer bedeutenden Jerusalemer Familie. In ihr befand sich eine Gebeinurne (Ossuarium) mit der Inschrift „Jehosaf Bar Kaipha“. „Joseph, der auch Kajaphas hieß“ nennt der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus vier Jahrzehnte nach dem Tod Jesu den Hohenpriester.
Noch verblüffender: 1941 entdeckten Archäologen in einem Grab am Hang des Ölbergs eine Gebeinurne mit der Inschrift „Alexander von Cyrene, Sohn des Simon.“ Laut dem Evangelisten Markus trug „Simon von Cyrene … der Vater des Alexander und des Rufus“ (Mk 15,21) das Kreuz Jesu zur Hinrichtungsstätte Golgota. Dass er in einer Grabhöhle beigesetzt wurde, die nach Ansicht der Archäologen der christlichen Urgemeinde gehörte, ist davon auszugehen, dass Simon und seine Söhne durch die Begegnung mit Jesus bekehrt wurden und sich gleich nach Ostern den Jüngern Jesu anschlossen.
2. Gründonnerstag
Das jüdische Paschafest (Pessach) wurde, wie gesagt, im Todesjahr Jesu (also 30 oder 33 n.Chr.) nach dem Mondkalender der Juden am Sabbat gefeiert, Jesus aber traf sich mit seinen Jüngern schon am Donnerstag zum letzten Abendmahl, das als traditionelles Paschamahl beschrieben wird. Wie war das möglich? Tatsächlich gab es eine jüdische Sekte, die Essener, die einen anderen Kalender benutzte, nach dem bereits am Mittwoch vor der Kreuzigung Jesu Pessach gefeiert wurde. Diese Sekte hatte ihr Zentrum auf dem Zionsberg im Südwesten des antiken Jerusalem. Ihre Mitglieder ließen sich beim ersten Pfingstfest massenhaft taufen. Eben dort lokalisiert die Christenheit seit 73 n.Chr. den Abendmahlssaal.
Später entstand hier eine judenchristliche Synagoge mit der Torahnische in Richtung des Felsens von Golgota statt, wie bei den Juden üblich, in Richtung des Tempels. Auf ihr errichteten die Kreuzritter das Heiligtum, das heute Jerusalem-Pilgern als „Abendmahlssaal“ gezeigt wird. Für die „Essener-Komponente“ spricht auch der Hinweis Jesu an seine Jünger, sie sollten am Hauptbrunnen Jerusalems nach einem Mann Ausschau halten, der einen Wasserkrug trug. Wasserholen war im Orient die Aufgabe der Frauen. Nur eine Gemeinschaft zölibatär lebender Männer, wie es der Essenerorden war, war gezwungen, diese Aufgabe ihren Mitbrüdern anzuvertrauen.
Der Kelch Jesu vom Letzten Abendmahl könnte zwei Jahrtausende überstanden haben. In Valencia wird ein Steinkelch verehrt, den einst der hl. Petrus nach Rom gebracht haben soll und den der Diakon des Papstes Sixtus während der Christenverfolgung des Valerian 258 n.Chr. zur Sicherheit nach Spanien bringen ließ. Archäologen datieren den „Santo Caliz“, um den sich im Mittelalter die Sage vom Heiligen Gral rankte, in das 1. Jahrhundert v.Chr. Von der Größe her war er ein perfekter jüdischer Kiddusch-Kelch, wie er bei einem Paschamahl verwendet wurde. Sein Stein, Sardonyx, war der „heilige Stein“ des Stammes Juda. 2006, als er Valencia besuchte, ließ sich Papst Benedikt XVI. den „Heiligen Kelch“ zeigen – und bestand darauf, mit ihm das heilige Messopfer zu feiern.
3. Karfreitag
Im 4. Jahrhundert ließ Kaiser Konstantin der Große über der traditionellen Stätte des Todes Jesu, dem Hügel Golgota, und dem leeren Grab die jerusalemer Grabeskirche errichten. Bestätigt wurde die Tradition damals durch den Fund dreier Kreuze, von denen man eines für das „wahre Kreuz“ Jesu hielt, drei Nägel und eine Holztafel mit der Inschrift „Jesus von Nazareth, König der Juden“ in Hebräisch, Griechisch und Latein (siehe Joh 19,19); solche „Schuldtafeln“, wie sie auch die Evangelien erwähnen, waren bei römischen Hinrichtungen üblich. 1998 ging ich mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, die authentische „Jesus-Tafel“ befände sich in der römischen Kirche „Santa Croce in Gerusalemme“.
Die Gutachten von sieben Professoren für Inschriftenkunde dreier israelischer Universitäten datierten die Inschrift auf der dort verehrten Holztafel in das 1. Jahrhundert, während eine C14-Datierung ihr nur ein Alter von rund 1000 Jahren zubilligte. Persönlich glaube ich, dass die starke Kontamination und jahrhundertelange Einlagerung der Tafel in einer Bleikassette Grund für die fragwürdige C14-Datierung ist. Sollte die Tafel echt sein, würde es sich bei ihr um das einzige zeitgenössische Dokument handeln, das den Namen Jesu nennt und von seinem Prozess und seiner Hinrichtung zeugt.
Auch das Erdbeben beim Tode Jesu, von dem das Matthäus-Evangelium (27,51 sowie 28,2 - offenbar ein Nachbeben!) berichtet, konnte verifiziert werden. Im Dezember 2011 berichteten die „National Geographic News“ über die Untersuchungen des israelischen Geologen Prof. Zvi Ben-Avraham von der Universität Tel Aviv, deren Ergebnisse zuvor auf einer Tagung der „American Geophysical Union“ in San Francisco präsentiert worden waren. Am Westufer bei En Gedi hatte Ben-Avraham eine Kernbohrung vorgenommen, um die Sedimente auf die geologische und klimatologische Geschichte des Toten Meeres zu untersuchen. Die so gewonnenen Bohrkerne lassen sich wie die Ringe eines Baumstammes lesen. Sie bezeugen trockene Perioden, wenn der See langsam verdampft und es auf seinem Grund zu Kalziumkarbonat- und Salzablagerungen kommt, ebenso wie heftige Stürme, die Schlick und Schlamm aufwirbeln, oder Sturzbäche nach heftigen Regenfällen, die Erdreich von den umliegenden Hügeln in den See tragen.
An manchen Stellen aber wirbelten Erdbeben die sonst gleichmäßigen Ablagerungen regelrecht durcheinander, treten die sogenannten „Seismiten“ (Störungsschichten) auf. Auf diese Weise konnte der Geologe die historisch bezeugten Erdbeben von 1033 und 1458 n.Chr. identifizieren, aber auch drei schwere Beben um 1500, um 1400 und um 750 v.Chr.; letzteres wird im Buch Amos des Alten Testamentes erwähnt. Ebenso nachweisbar waren das schwere Erdbeben, das 31 v.Chr. das Essenerkloster von Qumran zerstört hat, und ein leichteres Erdbeben um 30 n. Chr., also im Zeitraum der Kreuzigung Jesu. Einen Spalt im Felsen von Golgota, laut dem Evangelisten Matthäus von eben diesem Erdbeben verursacht, können Pilger noch heute in der Grabeskirche besichtigen.
4. Ostern:
Als die Heiliggrabkapelle in der Grabeskirche 2016 renoviert wurde, zeigte sich, dass unter den antiken Marmorverkleidungen tatsächlich ein typisches jüdisches Grab des 1. Jahrhunderts mit einer einzigen Kammer und einer Grabbank darin verborgen lag – genau wie es die Evangelien beschrieben. Es lag inmitten eines eisenzeitlichen Steinbruchs außerhalb der Stadtmauer, der In der Antike in einen Garten umgewandelt worden war, wovon antike Bewässerungssysteme zeugen. In die steilen Felswände des ehemaligen Steinbruchs wurden Gräber geschlagen. In der Mitte des Geländes stand ein steiler Felsen porösen Materials, das von den Steinmetzen gemieden wurde. Dabei handelte es sich wohl um den Felsen Golgota, auf dem wegen seiner Nähe zum westlichen Stadttor Hinrichtungen stattfanden.
Für über eine Milliarde Katholiken liegt der beste Beweis für die Wahrheit der Ostergeschichte in der Johannes-Kathedrale von Turin. Das 4,30 Meter lange Leinentuch, als „Turiner Grabtuch“ bekannt, zeigt den geisterhaften Abdruck des Körpers eines gepeinigten Mannes, dessen Rücken von 117 Geißelwunden bedeckt, dessen Haupt zahlreiche Einstichwunden aufwies, dessen Hände und Füße von Nägeln durchbohrt waren und dessen Seite eine breite Einstichwunde aufwies. Wissenschaftler, die seit 1978 das Tuch untersuchten, fanden auf ihm die Pollen und Abdrücke mehrerer Pflanzen, die vorwiegend im Gebiet zwischen dem Hochland von Juda und der Wüste am Toten Meer wachsen. Straßenstaub im Bereich der Fußsohlen, Knie und Wangen des Toten wies die gleiche Zusammensetzung von Elementen auf wie der Straßenstaub von Jerusalem.
Das Blut hatte die Blutgruppe AB, die heute selten ist, die nach pathologischen Studien aber zur Zeit Jesu 49 % aller Bewohner des Heiligen Landes hatten. Doch als noch rätselhafter erwies sich das hauchfeine Körperbild auf dem Leinen, das nach Ansicht der Experten nur durch Vergilbung und die Einwirkung starker Strahlung erklärt werden kann. Am faszinierendsten: Sie muss vom Körper selbst ausgegangen sein. Experten des italienischen Energieversorgers ENEA waren zwar in der Lage, eine solche Vergilbung mit einem starken Laser zu reproduzieren – doch um ein Bild dieses Ausmaßes zu erzeugen muss eine Energieleistung von 34 Billionen Watt erbracht werden, mehr als jedes Kraftwerk erzeugen kann. Zwar wurde auch das Grabtuch mit der C14-Methode 1988 in das 14. Jahrhundert datiert – doch neuere Datierungen mit modernsten Methoden ergaben ein Alter von 2000 Jahren,
5. Das Nachspiel
1930 wurde bei Nazareth eine Marmortafel aus der Zeit des römischen Kaisers Claudius (41-54 n.Chr.) entdeckt, in die ein Edikt des Kaisers eingemeißelt war. Sie drohte jedem, der die Siegel „versiegelter Gräber“ brach und aus ihnen einen Leichnam stahl, die Todesstrafe an. Natürlich ließ die Inschrift sofort aufhorchen. Während Grabräuberei in der Antike häufig war und gewöhnlich hart bestraft wurde, interessierten sich die Diebe doch in der Regel für die Grabbeigaben und nicht für die Leiche. Leichenraub bei den Juden war praktisch ausgeschlossen, galt ihnen doch der Leichnam und alles, was sich im Grab befand, als unrein; zudem waren wertvolle Grabbeigaben bei ihnen, anders als bei den Heiden, extrem selten.
Zudem pflegten die Juden ihre Gräber nicht zu versiegeln, sollten in ihnen doch ganze Familien über Generationen hinweg bestattet werden. Und worin bestand der Bezug zu Nazareth, wo die Marmortafel entdeckt worden war? Sinn macht ihre Inschrift eigentlich nur im Kontext der neutestamentlichen Berichte. Laut Matthäus (28,13-15) ließ nicht nur Pilatus das Grab Jesu auf Bitten der Hohenpriester versiegeln; sie reagierten auch auf die Berichte von seiner Auferstehung mit dem Gerücht, seine Jünger hätten den Leichnam gestohlen. Unter Claudius kam es in Rom zu Unruhen zwischen Juden und den Anhängern „des Chrestus“, wie der römische Historiker Sueton berichtet. Reagierte der Kaiser darauf, dass er gewissermaßen die legale Grundlage für eine Verfolgung der Christen schuf, sollte ihnen tatsächlich ein Betrug durch Leichenraub nachgewiesen werden können?
Tatsächlich waren die Hohenpriester nie in der Lage, der Urgemeinde einen Betrug nachzuweisen. Denn ihre Behauptung war falsch. Niemand hatte den Leichnam Jesu geraubt. Er ist tatsächlich von den Toten auferstanden, wie der Apostel Paulus, ausgerechnet zur Zeit des Kaisers Claudius und seines Ediktes, um 52 n.Chr. in seinem ersten Brief an die Korinther, feststellte, „und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten…“ (1 Kor 15,5-8) Gegen eine solche Phalanx von Augenzeugen waren die Hohenpriester machtlos. So wurde die Gewissheit, dass Jesus auferstanden war, zum Grundpfeiler des neuen Glaubens: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt“ (1 Kor 15,14-15), stellte Paulus unverblümt fest
Denn Christus ist auferstanden, wahrhaft auferstanden von den Toten. Und wir haben jedes Jahr erneut einen guten Grund, das Osterfest zu feiern, an dem Er seine Göttlichkeit bewies und den Tod besiegte.
VIDEO: Ostern - wir tauchen immer tiefer in das Mysterium des Auferstandenen hinein!
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