Bistum Chur: Positionen im Streit um Verhaltenskodex unverändert

15. Juni 2022 in Schweiz


Neuerliches Treffen von Vertretern der Priester, die den Kodex nicht unterzeichnen wollen, mit Bischof Bonnemain. Dieser lehnt eine Kommission zur Ãœberarbeitung des Verhaltenskodex ab.


Chur (kath.net/jg)

In der Diskussion um den umstrittenen Verhaltenskodex des Bistums Chur scheinen die Positionen zwischen dem Bischof und einer Gruppe von Priestern, die den Kodex ablehnen, verhärtet zu sein. Dies geht aus einer internen Mitteilung an die Priester hervor, die sich aus Gewissensgründen weigern, den Verhaltenskodex zu unterzeichnen. Das Schreiben liegt der Redaktion vor.

Joseph Bonnemain, der Bischof von Chur, hat den pastoralen Mitarbeitern seiner Diözese im April einen „Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht. Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung“ vorgelegt und von ihnen verlangt, diesen zu unterzeichnen. Der Churer Priesterkreis hat den Verhaltenskodex kritisiert, da einige Textpassagen mit der Lehre und der Disziplin der Kirche nicht vereinbar seien. kath.net hat berichtet.

Bereits im Mai gab es ein erstes Gespräch des Bischofs mit dem Churer Priesterkreis. kath.net hat berichtet.

Bei dem Treffen am 13. Juni wurden noch einmal die Textpassagen diskutiert, die nach Ansicht der Kritiker der Lehre der Kirche widersprechen. Bischof Bonnemain bestehe aber darauf, sie im Einklang mit der Lehre der Kirche erklären zu können. In diesem entscheidenden Punkt sei man „überhaupt nicht weiter gekommen“, heißt es in dem Schreiben wörtlich.

Allein die Tatsache, dass unterschiedliche Interpretationen der umstrittenen Textpassagen möglich seien zeige, dass „der Verhaltenskodex nicht die nötige Qualität aufweist“. Daher sei eine Überarbeitung dringend notwendig. Eine Diskussion des aktuellen Kodex im Priesterrat sei nicht sinnvoll. Gleiches gelte für den Vorschlag von Bischof Bonnemain, in den Dekanaten Kurse zu organisieren, in denen der Verhaltenskodex erklärt und diskutiert werden soll. Der Bischof weigere sich aber, eine Kommission zur Überarbeitung des Verhaltenskodex’ einzusetzen.

Im letzten Abschnitte der Mitteilung weisen die Priester auf einen Widerspruch hin. Bischof Bonnemain habe den Verhaltenskodex unterzeichnet und wolle sich auch daran halten, wie er selbst betone. Damit habe er sich auch zum Punkt 4.b verpflichtet. Dort steht wörtlich: „Ich übe keinen vermessenen Erwartungsdruck durch Elitedenken aus (z.B. Überhöhung der eigenen Gemeinde oder Gemeinschaft) und fordere weder Gehorsam noch Unterwerfung ein.“ Im Gespräch am 13. Juni habe Bonnemain mehrmals auf ein Interview hingewiesen, das er der Neuen Zürcher Zeitung gegeben habe (NZZ vom 12. Juni). Dort habe festgestellt, dass der Verhaltenskodex kein bischöflicher Erlass sei.

Da der Verhaltenskodex kein bischöflicher Erlass sei, sei er für die pastoralen Mitarbeiter auch nicht bindend. Gleichzeitig verzichte der Bischof auf Gehorsam und Unterwerfung. Für die kritischen Priester sei der Verhaltenskodex daher ein Diskussionspapier, welches zu verbessern sei.

 


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