17. November 2021 in Deutschland
Ulrich Hemel möchte ein professionelleres Vorgehen bei der Finanzierung der Kirche. Er verweist auf das Steuerzuwendungsmodell, das in Italien und Teilen Spaniens in Kraft ist - Hemel kandidiert für ZdK-Vorsitz
Frankfurt (kath.net/jg)
Der Theologe und Unternehmensberater Ulrich Hemel hat das deutsche Kirchensteuersystem in Frage gestellt. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wies er auf das Steuerzuwendungsmodell hin, welches in Italien und Teilen Spaniens in Kraft sei. Dort können steuerpflichtige Bürger einen Prozentsatz ihres Einkommens kulturellen oder religiösen Einrichtungen zukommen lassen, etwa auch der Kirche, sagte Hemel, der Bundesvorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) ist.
Die Finanzierung der Kirche in Deutschland würde ohne das geltende Kirchensteuersystem eine Herausforderung. Er könne sich aber nicht vorstellen, „dass die Christinnen und Christen ihre Kirche im Stich lassen“, sagte er wörtlich. Er schlug eine Finanzstrukturkommission vor, die Vorschläge über die Finanzierung der Kirche in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren erarbeiten soll.
Für die Diözesen Deutschlands seien professionell besetzte Finanzräte unerlässlich. Außerdem sei ein Finanzausgleich zwischen den Bistümern notwendig. Hemel möchte auch die finanzielle Autonomie der einzelnen Gemeinden stärken. Er tritt für eigene Budgets und Entscheidungsrechte der Gemeinden ein.
Im Interview gibt er sich überzeugt, dass die Kirche sich neu erfinden könne. Für größere Organisationen sei es schwer, sich neu aufzustellen. Es könne aber gelingen, meint er.
Ulrich Hemel ist einer von zwei Kandidaten für das Amt des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Die Wahl wird Ende November stattfinden. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe für Finanzen im weltweiten synodalen Prozess, den Papst Franziskus im Oktober eröffnet hat. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sprach er sich für die kirchliche Segnung homosexueller Paare und die Ordination von Frauen aus.
© 2021 www.kath.net