5. Oktober 2020 in Aktuelles
Fall Becciu, Parolin: ‚In den nächsten Tagen werden wir sehen, ob es zum Prozess kommt oder nicht’. Von Armin Schwibach
Rom (keth.net/as) Geld und der Vatikan, eine lange und finstere Geschichte, denn „der Kot des Teufels“ (Papst Franziskus) produziert hinter den heiligen Mauern nur Hass, Bosheit und Intrigen, verbunden mit Gier und Raffsucht.
Der Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin sagte am 3. Oktober in einer wichtigen Erklärung in Mailand auf einer Konferenz über China gegenüber Journalisten, dass die Untersuchung der Vatikan-Gelder in den kommenden Tagen einen Schritt nach vorn machen wird. Man werde sehen, ob die Richter in völliger Autonomie entscheiden werden, Anklage zu erheben, oder ob die Angelegenheit, die bereits zur Entlassung des Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse Angelo Becciu und von weiteren 6 Personen geführt hat, zu den Akten gelegt wird.
„Die nächsten Schritte“, so Parolin weiter, „bestehen in den gerichtlichen Ermittlungen, die im Gange sind und die ihren Lauf nehmen werden. Ich stelle mir vor, dass die Richter über kurz oder lang entscheiden werden, was zu tun ist, ob Anklage erhoben wird oder ob der Fall archiviert wird“.
Der „zweite Mann im Vatikan“ fügte hinzu, dass – was getan werden könne – darin bestehe, die Reformen, die Papst Franziskus in der Kirche durchführe, „von Herzen zu unterstützen“. Dabei bezog sich der Kardinal um das vielschichtige Bemühen um Transparenz on der der Finanzverwaltung des Vatikans und des Heiligen Stuhls.
Der Kardinal erwähnte die Arbeit, die die Ermittler leisten: „Es handelt sich um einen Bereich, der streng der Staatsanwaltschaft und den Richtern vorbehalten ist und den wir nicht betreten. Für die Zukunft glaube ich, dass die Linie die vom Papst vorgegebene ist: Korrektheit und Transparenz in der Verwaltung der Finanzen. Der Heilige Vater weist nicht nur auf diese Linie hin, sondern stattet sich sowohl für die Römische Kurie als auch für den Staat der Vatikanstadt mit Gremien aus, die die Umsetzung dieser von ihm vorgegebenen Richtlinien konkret ermöglichen werden: die Zentralisierung der Investitionen und die einheitliche Verwaltung der Ressourcen sowie die verstärkten Kontrollen, die bereits seit 2013 mit der Einrichtung der verschiedenen Organe eingeführt wurden".
In den vergangenen Tagen hatte Parolin erneut in der Becciu-Affäre interveniert und in Gesprächen mit Journalisten deutlich gemacht, dass die laufenden Ermittlungen nichts mit der Angelegenheit zu tun hat, der Kardinal Pell in den letzten Jahren ausgesetzt war. Italienische Medien berichteten von der Überweisung von 700.000 Euro nach Australien durch Becciu, dessen gespanntes Verhältnis zu Pell aufgrund der vatikanischen Finanzreformen in der Vergangenheit kein Geheimnis war. Den Spekulationen nach hätten diese Gelder dazu gedient, um Kardinal Pell feindlich gesinnte Zeugen zu schmieren und den gegen ihn instruierten Prozess zu korrumpieren, um ihn definitiv aus dem Weg zu schaffen. All dies ist Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen.
Pell war drei Jahre von Rom abwesend gewesen, um sich der australischen Justiz in Bezug auf Vorwürfe angeblichen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu stellen. Von diesen Jahren verbrachte Pell, der am 30. September 2020 wieder nach Rom zurückgekehrt war, drei im Gefängnis in Einzelhaft.
Am Tag nach der Entlassung von Kardinal Becciu gab Pell eine Erklärung in Bezug auf diesen Vorgang ab. Er gratulierte dem Papst und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass seine Entscheidung, „die Augiasställe des Vatikans“ zu säubern, "bis nach Victoria reichen" würde. Victoria ist der australische Staat, in dem der Prozess stattfand, der ihn zu Unrecht zu 500 Tagen Gefängnis führte.
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