28. September 2020 in Aktuelles
Kardinal Zen in Rom: ‚Ich habe um eine Audienz bei Franziskus gebeten, aber aus Santa Marta nicht einmal ein Wink’. Eine denkwürdige Geschichte. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Ein achtundachtzigjähriger Kardinal – „persona non grata“ in Santa Marta. An und für sich eine traurige Geschichte, die jedoch auch emblematisch ist. Der Journalist und Publizist Aldo Maria Valli konnte mit ihm nach seinem viertägigen, ergebnislosen Aufenthalt in Rom reden. China liegt nicht hinter der Ecke, und eine „Pandemie“ soll es ja auch geben. Und dennoch... Aber hören wir, was ein historischer Kardinal und emeritierter Erzbischof von Hongkong zu sagen hat.
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„Was für ein Desaster!“ – der Kardinal schüttelt den Kopf und erhebt die Augen zum Himmel, als wolle er sagen: „Herr, warum lässt du das alles zu?“. Aber er ist nicht traurig oder entmutigt. Im Gegenteil, er ist kämpferischer denn je.
Kardinal Zen, der im vergangenen Januar achtundachtzig Jahre alt wurde, hat immer die gleiche jugendliche Ausstrahlung. Sein Gehör lässt nach, und auch seine Beine funktionieren nicht mehr so gut, aber der Schwung ist derselbe geblieben wie eh und je.
Wir sehen uns in Rom, in den letzten Stunden seines kurzen Aufenthalts (hundertzwanzig Stunden, so viele, wie ihm von den Behörden Hongkongs gewährt wurden), motiviert durch den Wunsch, den Papst zu treffen. Aber aus Santa Marta – für den alten Kardinal nicht einmal ein Wink, nicht einmal ein Gruß. So gab Zen einem der Sekretäre von Franziskus einen Brief, in dem er sich mit der Frage des neuen Bischofs von Hongkong befasste. „Seit nunmehr mehr als anderthalb Jahren“, so Zen, „sind wir ohne Bischof. Es gab die Idee, den Weihbischof Joseph Ha zu ernennen. Jetzt steigen stattdessen die Quoten von Monsignore Peter Choy, einem der vier Vikare, der Peking zu nahe steht. In dem Brief warne ich den Papst: die Ernennung von Choy wird eine Katastrophe sein. Ich blieb für die erlaubte Zeit, aber nicht einmal ein Wink aus Santa Marta“.
Sehr deutlich erwähnt Kardinal Zen auch das noch immer geheime Abkommen zwischen Peking und dem Heiligen Stuhl, das vor einigen Tagen ausgelaufen ist. „Unvorstellbar“, sagt er, „dass es selbst für diejenigen, die sich mit diesen Problemen befassen, geheim geblieben ist. So kann man nicht verfahren“. „Doch in Peking“, fügt er hinzu, „wollen nicht alle eine Ratifizierung. Es gibt eine Komponente der Partei, die keine Abkommen wünscht: es sind die härtesten, jene, nach denen die Kirche einfach kontrolliert und, wenn nötig, zerschlagen werden muss, ohne Abkommen jeglicher Art. Xi Jinping hat viel Macht, aber auch viele innere Feinde: da hört der Bandenkrieg nie auf“.
„Der Gedanke, mit Peking Vereinbarungen zu treffen, ist Wahnsinn. Man macht keine Geschäfte mit dem Teufel. Man kämpft einfach gegen den Teufel! Die Kirche nimmt keine Befehle von Regierungen entgegen, und das gilt überall“.
Geistreich, brillant, aufrichtig – Kardinal Zen spricht mit Freiheit und Kompetenz. Eine Ehre, ihn wieder einmal getroffen zu haben. Ein unbeugsamer Verteidiger des Glaubens und der Kirche. Heute Morgen (am Sonntag, den 27. September) ist er bereits nach Hongkong abgereist.
Aldo Maria Valli
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Auch der Vatikanist Marco Tosatti hatte die Gelegenheit, ein paar Worte mit dem Kardinal zu wechseln, für den es nicht möglich war, in vier Tagen einen Termin mit ein paar Minuten in Santa Marta zu organisieren. Auch wenn man von einem Ende der Welt zum anderen reist, noch dazu in dieser Zeit der globalen Krise mit allen Hindernissen... nun denn. Zen erklärte gegenüber Marco:
„Ich kam mit einem Brief an den Heiligen Vater, um ihm zu sagen, dass, wenn dies der Fall sein sollte, es eine Katastrophe für die Kirche in Hongkong sein wird, eine Katastrophe für Jahrzehnte. Ich habe ihm gesagt, dass ich drei bis vier Tage hier bin, falls er mich anrufen will... aber ich bin nicht angerufen worden. Ich übergab den Brief, den ich für den Papst schrieb, seinem persönlichen Sekretär, Gonzalo Aemilius...
Ich verstehe, sie müssen sehr beschäftigt sein...
Ich habe vier Tage gewartet, dass ich angerufen werde, aber ich wurde nicht angerufen.
Dann reise ich heute ab.
Es wäre schrecklich, wenn sie Peter Choi tun würden.
Es ist lächerlich, dass er den Vorzug findet, nur weil er Peking gefallen würde. Peking ist ein Tyrann“.
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