Brandanschlag in Kathedrale: Vatikan fordert von Nicaragua Klärung

5. August 2020 in Aktuelles


Nuntius Sommertag pocht auf "ernsthafte, sorgfältige und transparente Untersuchung" - Bischöfe des Landes sprechen von "Terrorakt" - Anschläge auf drei weitere Kirchen in Nicaragua


Managua (kath.net/KAP) Die Auseinandersetzung rund um einen Brandanschlag auf ein historisches Kreuz in der Kathedrale von Nicaraguas Hauptstadt hat nun die höchste Ebene erreicht: Der Vatikan hat die Regierung von Daniel Ortega zu einer "ernsthaften, sorgfältigen und transparenten" Untersuchung des Zwischenfalls aufgefordert, der zuvor von Managuas Erzbischof Leopoldo Brenes als "Terrorakt", von Regierungsvertretern hingegen als unabsichtliches Feuer bezeichnet worden war. Der Apostolische Nuntius in dem mittelamerikanischen Land, Waldemar Sommertag, erklärte am Montag (Ortszeit) gegenüber der Nachrichtenagentur AP, ihm sei von Regierungsseite die Durchführung der geforderten Untersuchung zugesichert worden.

Am Freitagmorgen war in der Kathedrale von Managua ein Feuer ausgebrochen. Die Erzdiözese berichtete daraufhin, eine nicht identifizierte Person habe einen Molotow-Cocktail in die dem Blut Jesu geweihte Sakramentskapelle der Kirche geworfen, woraufhin dort Feuer ausgebrochen sei. Das hier aufgestellte Kreuz aus dem Jahr 1638 wurde dadurch zerstört. Noch vor ersten Polizeiinformationen erklärte Ortegas Gattin und Vizepräsidentin Rosario Murillo, brennende Kerzen hätten einen Vorhang entzündet und zu dem "Feuer" geführt. Ihre Version wurde von Kardinal Brenes dementiert, zumal es in der Kapelle "weder Kerzen noch Vorhänge" gebe und stets auf Brandschutz bei dem historischen Kultobjekt penibel geachtet worden sei.

Mehrere Anschläge auf Kirchen

Der Vorfall hat das Verhältnis zwischen der sandinistischen Regierung und der katholischen Kirche deutlich weiter angespannt. Stark getrübt ist dieses bereits seit April 2018, als Präsident Ortega die Bischöfe im Zusammenhang mit einer sozialen Revolte beschuldigt hatte, einen "gescheiterten Staatsstreich" der Opposition gegen ihn zu unterstützen. Wiederholt kam es seither zu Anschlägen gegen Kirchen - auch in den vergangenen Tagen, als auch in der Nachbarprovinz Masaya in den Gemeinden Nindiri und Veracruz sowie in der Pfarre Santa Rosa de Lima in der westlich gelegenen Stadt Leon Gotteshäuser angegriffen oder verwüstet wurden, teils sogar offen während der Sonntagsmesse.

Nuntius Sommertag bekundete angesichts dieser "grundlosen" Ereignisse "tiefe Trauer und Verwunderung". Es handle sich dabei um "kriminelle Handlungen, die durch Hass und Spaltung gefördert werden, die leider in einem großen Teil der nicaraguanischen Gesellschaft tief verwurzelt sind". Was den Vorfall in der Hauptstadt-Kathedrale betrifft, habe die Polizei den Ursprung des Feuers bislang noch nicht ermittelt und sei ständig in der Kathedrale präsent, wo am Wochenende Gottesdienste neben den verbrannten Trümmern des Kreuzes abgehalten wurden. Am Dienstag war laut einer Facebook-Ankündigung der Erzdiözese Managua die Kathedrale für Besucher geschlossen. Sommertag teilte mit, der Heilige Stuhl erwarte von den beauftragten Untersuchungsbehörden eine Klärung und sei über seine Person laufend über die Situation informiert.

Papst Franziskus persönlich hatte sich am Sonntag während des Angelus-Gebetes dazu geäußert. Er bete für die Nicaraguaner nach dem "Angriff" vom Freitag, sagte er. "Ich denke an die Menschen in Nicaragua, die wegen des Angriffs auf die Kathedrale von Managua leiden, wo das viel verehrte Christusbild, das das Leben der Gläubigen seit Jahrhunderten begleitet und erhalten hat, schwer beschädigt, ja fast zerstört wurde", sagte Franziskus.

Die Sichtweise, bei dem Brandanschlag von Managua handle sich um einen "Terrorakt", findet sich auch in einer offiziellen Erklärung der Bischofskonferenz Nicaraguas wieder, über welche der Nachrichtendienst "Fides" am Dienstag berichtete. "Die Anwendung von Gewalt soll die prophetische Stimme der Kirche zum Schweigen bringen. Sie kann uns aber nicht davon abbringen, unser Volk zu ermutigen, die Mission der Evangelisierung zu leben, die Christus selbst uns anvertraut hat", heißt es in dem Schreiben. Auch die Lateinamerikanische Bischofskommission CELAM zeigte sich mit der Ortskirche solidarisch und verurteilte den "Angriff" scharf.

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