Serbien: Kirche will zu Ostern Aufhebung des Ausgehverbots

15. April 2020 in Weltkirche


Heiliger Synod der serbisch-orthodoxen Kirche ersucht Regierung, für bevorstehenden orthodoxen Ostersonntag (19. April) für einige Stunden Ausnahme zu machen, damit Gläubige an Auferstehungsliturgien teilnehmen können


Wien/Belgrad (kath.net/KAP) Der Heilige Synod der serbisch-orthodoxen Kirche hat die serbische Regierung ersucht, das wegen der Corona-Pandemie verhängte Ausgehverbot am bevorstehenden orthodoxen Ostersonntag (19. April) für die Zeit von 5 bis 10 Uhr aufzuheben, wie der Informationsdienst der Stiftung "Pro Oriente" berichtet. Dann könnten orthodoxe Christen, die sich nicht in Quarantäne befinden, an den Morgenandachten und der Göttlichen Liturgie am höchsten Fest der orthodoxen Kirche teilnehmen, stellten die Mitglieder des Heiligen Synods fest. Zugleich brachten die Bischöfe ihre Solidarität mit dem montenegrinischen Metropoliten Amfilohije (Radovic) zum Ausdruck, der am orthodoxen Palmsonntag wegen angeblicher Verletzung der Vorschriften gegen die Ausbreitung der Corona-Epidemie von der örtlichen Polizei angehalten und im Polizeipräsidium in Podgorica stundenlang verhört worden war. Das Verhalten der montenegrinischen Polizei gegenüber dem Metropoliten sei zu verurteilen, hieß es vonseiten des Synods.

Bei seiner letzten Versammlung hatte der Heilige Synod der serbisch-orthodoxen Kirche ausdrücklich festgestellt, dass die Kirche die Maßnahmen der serbischen Regierung gegen die Ausbreitung der Corona-Epidemie - insbesondere die Vorgabe, dass die Feier der Liturgie sowohl in Gotteshäusern als auch im Freien ohne Anwesenheit von Laienchristen stattfinden muss - präzise durchführen werde. Die serbische Kirche habe das auch in den Ländern der Diaspora getan, wo die einschränkenden Maßnahmen teilweise bereits früher angeordnet worden seien. Keinesfalls könne die orthodoxe Kirche aber die Feier der Liturgie überhaupt einstellen, weil es hier um die Basis des Glaubens an Gott gehe. Je nach den örtlichen Umständen müsse an der liturgischen Feier mindestens ein Priester, ein Diakon, ein Kantor und ein Altardiener beteiligt sein.

Zugleich appellierte der Heilige Synod an die Gläubigen "über 65 oder solche mit schwacher Gesundheit und niedriger Immunität", in nächster Zeit vom Kirchenbesuch abzusehen, um nicht sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen. Die Gefahr des Virus bestehe in seiner Verbreitung, nach Angaben von Experten werde der April in Serbien und den Nachbarländern eine besonders kritische Phase sein; verstärkte Isolierung sei der einzige Weg, um tragische Erfahrungen wie in Italien oder einigen anderen Ländern zu vermeiden. Die Gläubigen sollten die Göttlichen Liturgie über Fernsehen oder Online mitfeiern und mit dem zuständigen Pfarrer den Kommunionempfang zu Hause vereinbaren, empfahlen die Bischöfe.

Taufen und andere Feiern sollten verschoben werden, bis wieder "eine normale Situation eintritt". Bei Begräbnissen sollten möglichst wenige Gläubige teilnehmen. Eindringlich erinnerten die Mitglieder des Heiligen Synods daran, dass der Kirchenbesuch nicht als Vorwand zur Rechtfertigung der Verletzung der Isolierungsmaßnahmen missbraucht werden darf. Priester, Mönche, Nonnen und Laienchristen seien im Gewissen verpflichtet, die Vorschriften des Staates im Hinblick auf die Corona-Krise und die Maßnahmen des Heiligen Synods zu Regelung des kirchlichen Lebens zu respektieren.

Metropolit und Priester festgenommen

Der serbisch-orthodoxe Metropolit von Montenegro, Amfilohije (Radovic), wurde am vergangenen Sonntag, dem orthodoxen Palmsonntag, nach der Göttlichen Liturgie im Kloster von Zlatica (einem Vorort der Hauptstadt Podgorica) von montenegrinischen Polizisten angehalten und zum Verhör in das Polizeipräsidium gebracht. Wegen der Corona-Pandemie gilt auch in Montenegro ein Versammlungsverbot in der Öffentlichkeit, es besteht eine Ausgangssperre an Wochentagen ab 19 Uhr und am Wochenende ab 11 Uhr. Bei der von Metropolit Amfilohije zelebrierten Liturgie waren aber keine Laienchristen anwesend und auch nur wenige Priester, die dem Metropoliten assistierten. Auch in der neuen Auferstehungskathedrale im Stadtzentrum wurden mehrere Priester festgenommen, die dort - ebenfalls bei geschlossenen Türen - die Göttliche Liturgie zum Palmsonntag gefeiert hatten.

Das Polizeipräsidium veröffentlichte später eine Erklärung, dass der Metropolit und die Priester nicht festgenommen, sondern zu einem "Informationsgespräch" geführt worden seien. Der Metropolit und die Priester wurden nach einem langen Verhör wieder freigelassen.

Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro sprachen von einem "schändliche Akt" der Polizei. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Corona-Pandemie habe man einen "neuen Schlag gegen die Kirche und den orthodoxen Glauben" gesetzt. Die in Montenegro dominierende und dem Belgrader Patriarchat unterstellte serbisch-orthodoxen Kirche steht in einem Konkurrenzverhältnis zur neuen autonomen montenegrinisch-orthodoxen Kirche, die von der montenegrinischen Regierung aus politischen Gründen favorisiert wird.


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