Der ‚Herr der Ringe’ und das Finden der Berufung in dunkler Zeit

30. März 2019 in Spirituelles


Das Leben jedes einzelnen ist in den Augen Gottes wertvoll und sinnvoll. Wir sind nicht nur Objekte der Geschichte, sondern auch Subjekte, die durch Heiligkeit und Zeugnis die Gegenwart mitgestalten können, sagte Erzbischof Charles Chaput.


Bismarck (kath.net/CNA/jg)
„Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo, und dafür lohnt es sich zu kämpfen.“ Charles Chaput, der Erzbischof von Philadelphia, legte diesen Satz aus der Verfilmung von „Die zwei Türme“ den Studenten der University of Mary in Bismarck (US-Bundesstaat North Dakota) ans Herz, als er zu ihnen über Berufung sprach. (Siehe Link am Ende des Artikels)

Die Bundesstaaten North Dakota und South Dakota seien ähnlich wie das Auenland in den Romanen John R.R. Tolkiens: sicher, idyllisch und selten im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch ebenso wie die Hobbits in „Der Herr der Ringe“ das Auenland verlassen müssen, sind auch die Christen aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen und sich in der Welt zu engagieren. Sobald sie das tun, sehen sie sich in einen großen Kampf zwischen Gut und Böse versetzt. Das gelte auch für die katholische Kirche, sagte Erzbischof Chaput mit Hinblick auf die Missbrauchsskandale.

„Viele sehr gute Menschen sind wegen des Missbrauchsskandals wütend auf die Führung der Kirche“, sagte er. Der Ärger sei gerechtfertig, fuhrt er fort. Die richtige Antwort sei aber nicht Verbitterung sondern eine Antwort aus Demut und Liebe, die sowohl die Personen als auch die Kirche reinige.

„Gott ruft uns nicht nur um das Angesicht der Erde mit seinem Geist zu erneuern, sondern auch das Herz der Kirche“, fuhr er wörtlich fort. Dann werde die Kirche wieder „jung und schön, damit sie mit Seiner Liebe für die Welt scheine. Das ist unsere Aufgabe“, rief Chaput den Studenten zu.

Viel Dunkelheit sei auch in der säkularen Welt zu finden, stellte der Erzbischof fest. Die amerikanische Gesellschaft sei von drei Fragen beunruhigt: Was ist Liebe? Was ist Wahrheit? Wer ist Jesus Christus? Die säkularen Antworten auf alle drei Fragen seien falsch, sagte Chaput.

Die Welt sehe in der Liebe nicht mehr als Emotionen und sexuelle Kompatibilität, in der Wahrheit nicht mehr als objektive, messbare Daten und in Jesus Christus nichts als einen guten Mann in einer Reihe guter Lehrer. Diese Lehren seien nicht nur falsch, sondern gefährlich, fuhr Chaput fort. Sie würden die menschliche Geisteswelt und die Suche nach Sinn auf das Konsumierbare herabsenken.

Die säkulare Welt gebe einfache, aber nicht zufriedenstellende Antworten auf die tiefsten Fragen der Menschen. Sie würde nicht einmal wollen, dass wir diese Fragen stellen und könne keine höhere Ordnung als sich selbst akzeptieren. Daher lehne sie diejenigen ab, die einen anderen Weg gehen wollten, erläuterte der Erzbischof.

Die Antwort auf die drei Fragen sei keine Theorie oder Gleichung sondern die Person Jesu Christi. „Er ist der einzige verlässliche Führer für unsere Reise durch die Welt“, sagte er wörtlich. Gott spreche direkt zu uns durch ihn und führe uns auf den Weg nach Hause in sein Königreich. Die Botschaft Jesu sage uns, dass jedes Leben unwiederholbar und wertvoll sei. Es habe eine Bedeutung und einen Sinn, den Gott nur für uns gedacht habe.

Der Schlüssel für das Finden der persönlichen Berufung seien Stille und Gebet, die Raum für die Stimme Gottes geben.

Erzbischof Chaput appellierte an die Studenten, nicht über die schlechten Zeiten zu klagen, sondern sich bewusst zu machen, dass es einen Grund gebe, warum sie in diesen Zeiten leben würden. Durch ihre Heiligkeit und das Zeugnis ihres Lebens könnten sie die Zeit mitgestalten. Wir seien nicht nur Objekte der Geschichte, sondern auch deren Subjekte, betonte er.

Der eingangs zitierte Satz aus „Die zwei Türme“ findet sich ebenso wie die Szene in welcher er fällt nur in der Verfilmung von Peter Jackson aus dem Jahr 2002, nicht aber in der Romanvorlage von John R.R. Tolkien.


Link zum Artikel im National Catholic Register (englisch):

Archbishop Chaput to College Students: Following God’s Will Is Answer to Dark Times



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