Südkorea will Friedensnobelpreis für zwei Österreicherinnen

28. April 2018 in Österreich


Die beiden "Christkönigsschwestern" Marianne Stöger und Margit Pissarek pflegten mehr als 40 Jahre lang ehrenamtlich Lepra-Kranke auf der südkoreanischen Aussätzigen-Insel Sork.


Wien (kath.net/ KAP)
Werden die beiden österreichischen "Ordensfrauen" Marianne Stöger und Margit Pissarek mit dem Friedensnobelpreis 2019 ausgezeichnet? Eine koreanische Kampagne mit dem südkoreanische Ex-Ministerpräsident Kim Hwang-sik an der Spitze hat sich das jedenfalls zum Ziel gesetzt. Papst Franziskus, Kardinal Christoph Schönborn und Altbundespräsident Heinz Fischer unterstützen die Initiative. Stöger und Pissarek gehören dem Säkularinstitut "Ancillae Christi Regis" an. Sie kamen in den 1960er-Jahren in das nach Kriegsende von Armut und Leid gezeichnete Korea. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit führte sie auf die Leprainsel Sorok, auf der sie schließlich 43 Jahre blieben und aufopfernd an Morbus Hansen bzw. Lepra Erkrankte pflegten. Dabei wurden sie von der Katholischen Frauenbewegung unterstützt.

Eine südkoreanische Delegation unter Leitung von Kim Hwang-sik tourt derzeit durch Europa, um für die Kampagne zu werben. Am Donnerstag machten die Koreaner in Wien Station. Schon am Mittwoch war die Delegation im Vatikan von Papst Franziskus empfangen worden. Der Papst sei vom Lebenszeugnis der beiden Frauen sehr beeindruckt gewesen, so Hwang-sik im "Kathpress"-Interview. Er habe dem Projekt bzw. den beiden Frauen seinen Segen erteilt.

Der südkoreanische Ex-Premier war am Donnerstag in Wien mit Altbundespräsident Heinz Fischer zusammengetroffen. Mit Kardinal Schönborn, der erkrankt ist, habe er telefoniert und ihm über das Vorhaben berichtet, so Hwang-sik. Im Wiener Erzbischöflichen Palais wurde die koreanische Delegation vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa empfangen. Als Österreicher und Katholiken mache ihn die koreanische Initiative sehr stolz, so der Generalvikar, der zugleich auch die Katholische Frauenbewegung für ihr Engagement würdigte.

Hwang-Sik appellierte an die kirchlichen und politisch Verantwortlichen in Österreich, die Initiative zu unterstützen. Dies diene auch der weiteren Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Korea.

Zu den reellen Chancen auf den Friedensnobelpreis wollte sich der Politiker gegenüber "Kathpress" nicht äußern. Das Wichtigste sei aber, das Lebenswerk der beiden Frauen bekannt zu machen, "damit sie auch endlich für ihr Wirken die Anerkennung bekommen, die sie verdienen." Hwang-sik sprach damit vor allem auch die Tatsache an, dass die beiden Frauen gut 40 Jahre lang ehrenamtlich in Korea wirkten und schließlich 2005 ohne Rente oder sonstiges Einkommen nach Österreich zurückkehrten. Die beiden, heute 84 und bald 83 Jahre alt, leben seither zurückgezogen in Tirol.

Sowohl der Staat Korea als auch die katholische Kirche hätten es verabsäumt, für den Lebensunterhalt der beiden im Alter zu sorgen, so der Priester Kim Yeonjun, Vorsitzender der "Marianne&Margatetha-Gesellschaft". Die "Marianne&Margatetha Gesellschaft" bemüht sich derzeit, eine Million Unterschriften für die Initiative zur Nominierung für den Friedensnobelpreis zu sammeln. Auch bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang hat man bereits für die Aktion geworben.

Die Gesellschaft hat u.a. einen Dokumentarfilm über das Wirken der beiden Christkönigsschwestern produziert, der am Donnerstagabend in der Wiener Urania gezeigt wurde. (Im Rahmen der "Internationalen Filmtage Innsbruck" vom 3. bis 5. Mai wird die Doku auch in der Tiroler Landeshauptstadt gezeigt.)

In Südkorea genießen die beiden Christkönigsschwestern Kultstatus und wurden mehrfach für ihren Einsatz im Zeichen der Menschenwürde und Nächstenliebe geehrt, zuletzt mit dem "Manhae-Preis für soziales Handeln" im August 2016. Geehrt wurde in diesem Zusammenhang auch die Katholische Frauenbewegung Österreichs. Eine Abordnung aus Österreich nahm den Preis in Stellvertretung der beiden "Ordensfrauen" entgegen.

"Korea-Hilfe" der Frauenbewegung

Die "Korea-Hilfe" für Stöger und Pissarek war jenes Projekt, mit dem die Katholische Frauenbewegung vor entwicklungspolitische Tätigkeit vor 60 Jahren startete. Die Begründerin der "Aktion Familienfasttag" und frühere kfbö-Vorsitzende Herta Pammer stand in engem Kontakt mit den beiden Tirolerinnen und besuchte sie auch in Südkorea. Die "Aktion Familienfasttag" der kfb, Österreichs einzige entwicklungspolitische Initiative mit dem Fokus auf Frauen, kooperiert heuer, im 60. Jahr ihres Bestehens, mit mehr als 100 Projektpartnerinnen in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Veronika Pernsteiner, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, hob bei der Begegnung im Erzbischöflichen Palais die Nachhaltigkeit hervor, die die Hilfsprojekte der Frauenbewegung auszeichnen würden. Das werde besonders am Beispiel der Hilfe für Marianne Stöger und Margit Pissarek deutlich, die in der medizinischen Versorgung und menschlichen Betreuung der Leprakranken Pionierarbeit geleistet hätten.

Südkoreas Ex-Ministerpräsident Kim Hwang-sik, selbst evangelischer Christ, will die Nominierung der beiden Österreicherinnen im Jänner 2019 einbringen. Dann könnten sie Ende 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden. Bis dahin will er die Kampagne in weiteren Ländern vorstellen.

O-Töne von Kim Hwang-sik stehen in Kürze unter www.kathpress.at/audio zum Download bereit.

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