12. Oktober 2017 in Weltkirche
Was sollte ein Katholik glauben? Eine große Frage, auf die der Katechismus der katholischen Kirche vor 25 Jahren Antworten formuliert hat. Er erläutert die wichtigsten Punkte im römisch-katholischen Glaubensverständnis - Von Johannes Schildelko
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Das Projekt galt als gewagt, als kaum realisierbar. Nach der Öffnung der Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil schien ein Katechismus mit einer vollständigen, exakten und prägnanten Darstellung des katholischen Glaubens nicht mehr zeitgemäß - und praktisch unmöglich. Manche Theologen hätten weitere Experimentiermöglichkeiten vorgezogen und befürchteten eine Einschränkung von Freiheit und Offenheit. Insbesondere die historisch-kritische Exegese verlange einen differenzierteren Umgang mit Bibeltexten, so die Einwände. Die außerordentliche Bischofssynode 1985 forderte jedoch die Abfassung eines Kompendiums. Papst Johannes Paul II. stimmte zu. Am 11. Oktober 1992, genau 30 Jahre nach der Konzilseröffnung, veröffentlichte er den "Katechismus der Katholischen Kirche".
Das neue Werk, meist "Weltkatechismus" genannt", wurde zum Bestseller. Allein in den ersten zehn Jahren wurden acht Millionen Exemplare in 50 Sprachen verkauft. Inzwischen sind mehrere Dutzend weitere Übersetzungen dazugekommen. Dabei ist das 800-Seiten-Buch, das in vier großen Teilen und 2.865 nummerierten Absätzen den Glauben darstellt, gar nicht in erster Linie für einfache Gläubige bestimmt, sondern für Bischöfe. Sie sollen auf dieser Grundlage örtliche Katechismen erstellen.
Der Weltkatechismus wolle und könne örtliche oder nationale Glaubenswerke nicht ersetzen, betonte der Papst. Aber er sei eine sichere Norm für die Lehre des Glaubens, ein authentischer Bezugstext für die Ausarbeitung lokaler Katechismen.
Der Universalkatechismus sollte Altes und Neues verbinden. Er folgte der überlieferten Ordnung des alten Katechismus von Pius V. (1566-72) mit der Einteilung in die vier Abschnitte Glaubensbekenntnis, Liturgie und Sakramente, christliches Handeln, Gebet. Eine Tradition, die auch der bis Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchliche Katechismus von Pius X. (1903-14) beibehielt. Aber "zugleich wird der Inhalt oft in neuer Weise dargelegt, um auf Fragen unserer Zeit zu antworten", betonte Johannes Paul II. In der Tat ist der Text allgemeinverständlich formuliert, wenn auch mitunter etwas sperrig. Aber er stellt auch komplizierte theologische Sachverhalte anschaulich klar. Und er verzichtet auf die formelhaften Antworten, die frühere Generationen auswendig lernen mussten.
Zuständig war eine zwölfköpfige Kardinals- und Bischofskommission unter Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger, dem Präfekten der Glaubenskongregation. Eine zentrale Rolle spielte der Redaktionssekretär, seit 1987 der Theologieprofessor Christoph Schönborn, heute Kardinal und Erzbischof von Wien. Bischofskonferenzen in aller Welt wurden eingebunden, Theologen und Katecheten machten Vorschläge, mehr als 20.000 wurden eingearbeitet. Nacheinander entstanden neun Fassungen - bis das Werk schließlich vollendet war.
Zur Veröffentlichung lag der Text zunächst nur auf Französisch vor. Bald wurde er in die wichtigsten Sprachen übersetzt. Bereits vorhandene Katechismen mussten entsprechend angepasst werden. So auch der "Erwachsenenkatechismus", den die Deutsche Bischofskonferenz in zwei Teilen 1985 und 1995 vorgelegt hatte. Die eigentliche Urfassung des Weltkatechismus kam erst 1997 heraus - in der offiziellen Kirchensprache Latein. Sie ist verbindliche Grundlage für alle Übersetzungen und örtlichen Katechismen, die daraufhin nochmals überarbeitet und ergänzt werden mussten.
Denn in der Zwischenzeit gab es rund zwei Dutzend sprachliche Präzisierungen, aber auch inhaltliche Weiterführungen. Etwa zur Todesstrafe, die noch restriktiver gefasst wurde und moralisch praktisch ausgeschlossen wird. Klarer wurden auch Aussagen zur Notwehr gegen ungerechte Angreifer, zu Organverpflanzung und Kommunionempfang.
Auf Grundlage des Weltkatechismus erschien 2005 als knappere Zusammenfassung der "Kurzkatechismus" mit 250 Seiten. An Jugendliche richtet sich der auf deren Lebenswelt und Sprache zugeschnittene Jugendkatechismus "Youcat", der inzwischen in 72 Sprachen übersetzt ist. Herausgeber ist hier freilich nicht der Vatikan, sondern die Österreichische Bischofskonferenz.
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