1. Jänner 2011 in Aktuelles
Das Heilige Jakobsjahr in Santiago de Compostela ist beendet - Korrespondentenbericht von Manuel Meyer.
Santiago de Compostela (www.kath.net/ KAP)
Mit einem historischen Pilgerrekord ist am Freitag im nordspanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela das "Heilige Jakobsjahr" zu Ende gegangen. "Es ist fast unglaublich, aber wir haben in diesem Jahr insgesamt 271.937
Pilger registriert", sagte der Leiter des Pilgerbüros in Santiago, Jenaro Cebrian, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In seinen "kühnsten Träumen" sei er höchstens von 240.000 ausgegangen.. Zwar hatte sich sein Pilgerbüro gut vorbereitet und sogar zehn Aushilfskräfte eingestellt; dennoch habe niemand mit einem solchen
Massenandrang rechnen können, so der Leiter des Pilgerbüros.
Besonders chaotisch wurde es nach Worten Cebrians in den Spitzenmonaten Juli und August. "Im Juli haben wir 40.000 und im August sogar 60.000 Pilger registriert - so etwas gab es noch nie." Die Zahl der Jakobspilger ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im "Heiligen Jakobsjahr" 1993 kamen 99.436
Pilger; im vergangenen "Xacobeo" 2004 waren es bereits 179.944.
"Der spanische Jakobsweg ist heute so beliebt wie noch nie", sagt auch Ignacio Santos, Generaldirektor des Xacobeo-Konsortiums, das für die Ausrichtung der Jakobsjahre zuständig ist. Um der Pilgermassen Herr zu werden, errichtete das Konsortium zehn neue Herbergen auf den verschiedenen Jakobswegen durch Spanien. Zudem
wurden an kritischen Punkten wie dem beliebten "französischen Weg" mobile Pilgerunterkünfte errichtet, damit kein Pilger unter freiem Himmel schlafen musste. Dennoch reichten die Schlafplätze vielerorts nicht aus. "Ich musste teils schon um fünf Uhr morgens loswandern, damit ich rechtzeitig ans Tagesziel ankam. Sonst hätte ich kein Bett mehr bekommen", berichtet der 39-jährige Madrilene Cesar Perez, der
ebenfalls den "französischen Weg" gegangen ist.
Vor allem der Zielort Santiago, an dem alle acht Jakobswege zusammentreffen, platzte aus allen Nähten. Zumal auch die mehr als 2.000 Kulturveranstaltungen des Rahmenprogramms mit Ausstellungen, Konzerten und anderen Events nach Medienschätzungen nahezu acht Millionen Besucher in die Stadt gelockt haben dürften. Doch darüber
haben sich nicht alle gefreut. "Wenn Du wochenlang durch die Natur läufst und Besinnlichkeit suchst, ist die Ankunft in Santiago schon fast ein Schock", meint Cesar Perez.
Die Kirche versuchte, mit fünf täglichen Pilgermessen und Gesprächsrunden Spiritualität zu gewährleisten. Dennoch gab es nicht wenige Pilger, die sich etwas mehr Ruhe am Ende ihres Weges gewünscht hätten. Auch für Xacobeo-Leiter Ignacio Santos war es ein Balanceakt zwischen der Bewahrung des religiösen Charakters und der
wirtschaftlichen Ausbeutung des Pilgerwegs, der in der finanzschwachen Region ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor ist.
Neben dem vollständigen Sündenablass für jene Pilger, die im "Jakobsjahr" in Santiago ankommen und die Beichte ablegen, spielte auch die Wirtschaftskrise in Spanien bei dem enormen Anstieg der Pilgerzahlen eine wichtige Rolle: Viele sähen den Jakobsweg als günstige Ferienalternative, räumt Jenaro Cebrian ein.
So mahnte denn auch Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch Anfang November in Santiago, dass sich Pilgern nicht darin erschöpfe, irgendeinen Ort aufzusuchen, um dessen Naturschönheiten, Kunstschätze oder Geschichte zu bewundern. Vielmehr bedeute Pilgern eine Begegnung mit Gott an einer Stelle, an der er sich auf besondere Weise gezeigt habe.
Vom Grab des Apostels erinnerte Benedikt XVI. Europa an seine "christlichen Wurzeln". Und schon zu Beginn des "Heiligen Jahres" hatte er seine Hoffnung ausgedrückt, dass es möglichst viele, die sich vom Glauben an Gott abgewendet haben, zu ihm zurückführen möge. Und die Gläubigen solle der Pilgerweg ermuntern, über ihren Glauben nachzudenken und ihn zu vertiefen.
Ein "Heiliges Jahr" findet in Santiago immer dann statt, wenn im Vorjahr der Todestag des Apostels Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt. Das ist nun erst 2021 wieder der Fall.
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